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Nach 20 Jahren zurück in Hamburg

„Mamma Mia“ ist kein bisschen angestaubt und macht genau das, was diese Show soll: das Publikum unterhalten!

Knapp 20 Jahre nach der Deutschlandpremiere im Operettenhaus Hamburg kehrte die Gute-Laune-Show nach Hamburg zurück. Dank zweier Hollywood-Verfilmungen sind Handlung und Charaktere inzwischen auch einem breiten Publikum sehr vertraut und man spürte schon im Foyer der Neuen Flora, dass sich die Zuschauer auf das Stück freuen.

Kurz gesagt: „Mamma Mia“ funktioniert auch in einem sehr großen Theater wie der Neuen Flora. Die Bühne wirkte gut gefüllt und man vermisste (außer dem leuchtenden Weg) nichts. Im Publikum fanden sind – wohl auch, weil die Show eben nichts Neues mehr ist – weniger der üblichen Promis, dafür um so mehr Künstler und Musicaldarsteller, die man aus anderen Stücken kennt. Auch von der Originalbesetzung von 2002 waren viele Darsteller anwesend. Die Begeisterung kannte von Anfang an kein Halten und man konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass diese Show für viele Anwesende etwas sehr Persönliches hatte.

Im nicht mehr vorhandenen Orchestergraben wurde noch weiter abgespeckt, was dem Synthesizer-Sound von ABBA aber ehrlicherweise keinen Abbruch verleiht. Die verbliebenen Musiker sorgten der Leitung von Hannes Schauz im ganzen Saal für einen guten Klang, dem es jedoch ab un am Druck fehlt.

Die drei Freundinnen Sophie, Ali und Lisa werden von Rose-Ann van Elswijk, Lyssa Tejero und Bathoni Buenokuor schön frech gespielt. Sie harmonieren gut und haben sichtlich Spaß an ihrem Job. Insbesondere Sophie wirkt in der aktuellen Inszenierung noch ein wenig forscher und selbstbewusster als früher, was den Zeitgeist gut wiederspiegelt.

Auch „Donna und die Dynamos“ sind sehr gut gecastet: Sabine Mayer kann ihre Erfahrung als Donna in Stuttgart und Berlin voll ausspielen und zeigt sowohl die angespannt-genervten als auch liebevollen Seiten der alleinerziehenden Mutter sehr glaubwürdig. Jennifer van Brenk hat als überspannte Jet Setterin Tanja die Lacher auf ihrer Seite, wird aber von Franziska Lessing als Rosie fast an die Wand gespielt. Lessing merkt man die letzten Jahre in den Produktionen der „Schmidt Familie“ an: Ihre Gestik und Mimik sind gnadenlos komisch und ihre Timings sind perfekt. „Chiquitita“ isgt einmal mehr eines der Highlights des Abends.

Die drei potentiellen Väter (nein, auch diesmal wird nicht verraten, wer es denn nun eigentlich ist) werden in der Premiere von Karim Khawatmi (als Ersatz für den erkrankten Sascha Oliver Bauer), Tetje Mierendorf und Detlef Leistenschneider gespielt. Khawatmi als Sam und Leistenschneider als Harry können ebenfalls auf ihre Kenntnisse aus vorherigen Engagements in diesen Rollen zurückgreifen. Entsprechend wirken beide sehr souverän und authentisch in ihren Rollen, die unterschiedlich kaum sein könnten. Den Dritten im Bunde, den Weltenbummler und von Tanja liebevoll „nordischen Fischfritzen“ genannten Bill, gibt mit Tetje Mierendorf ebenfalls kein Unbekannter. So putzig Leistenschneiders Harry ist, so rau und dennoch nahbar ist Mierendorfs Bill.

Die geplante Inselhochzeit wäre nicht komplett ohne den Bräutigam, Sky, der von Naidjim Severina gespielt wird. Das Hochzeitspaar ist in dieser „Mamma Mia“ Inszenierung lange nicht mehr so unschuldig, wie es vor 20 Jahren der Fall war, van Elswijk und Severina harmonieren sowohl schaupielerisch als auch gesanglich sehr gut.

Ich stehe nach wie vor dazu, dass ich die Handlung hanebüchen finde, doch blendet man diese zumindest teilweise aus und schaltet die Logik ab, kann man sich von „Mamma Mia“ sehr gut unterhalten lassen. Die Farbwelten der Kostüme passen, die Schlaghosen-Anzüge sind auch weiterhin ein Augenschmaus. Die Musik funktioniert nahezu von allein, die Darsteller der neuen Hamburger Fassung sind authentisch und sorgen für klatschende und mitschwingende Zuschauer. Was möchte man mehr von einem Musical?

Michaela Flint

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