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Mamma Mia! Here we go again

Viel ist geschehen seit der geplatzten Hochzeit von Sophie und Sky, die in der Hochzeit von Donna und Sam endete. Sophie und Sky möchten zu Ehren der verstorbenen Donna ein Hotel auf einer griechischen Insel eröffnen und stehen kurz vor dessen Eröffnung, als plötzlich Sky ein lukratives Jobangebot in New York bekommt, Sophie anhand von augenscheinlich einmaliger Morgenübelkeit ihre Schwangerschaft feststellt und ein Unwetter die perfekt geplante Eröffnungsfeier buchstäblich ins Wasser fallen lässt. Die Gäste bleiben aus, Rosie und Tanya versuchen die total verstörte Sophie zu trösten (wobei Rosie nur bei der Erwähnung von Donnas Namen selbst in Tränen ausbricht) und Sam kehrt mit dem „Hausmeister“ Señor Cienfuegos die Scherben zusammen.

Doch das Schicksal meint es auch diesmal gut mit Familie Sheridan und so werden kurzerhand alle Inselbewohner zu einer Party eingeladen, bei der dann auch – leicht verspätet – Bill und Harry auftauchen, die zu Sophies unbändiger Freude auch noch Sky im Schlepptau haben. Dann taucht Oma Ruby auf und die Stimmung droht zu kippen…

Die Geschichte des Sequels ist ähnlich kurz und oberflächlich wie im ersten Teil. Doch auch hier stört das nicht wirklich. Geht es doch um die liebevoll-schrulligen Charaktere, die einmal mehr zusammenkommen und in Erinnerungen schwelgen. Genau diese Erinnerungen sind es, die die Fortsetzung von „Mamma Mia!“ sehenswert machen. Es wird wie immer viel gesungen, getanzt und gelacht. Aber auch verletzte Gefühle spielen eine nicht unwesentliche Rolle – sei es nun Donna, die sich von Sam betrogen glaubt und ihn kurzerhand aus ihrem Leben wischt, oder Sophie, die sich in Erwartung ihres Babys noch enger mit ihrer Mutter verbunden fühlt. Auch die Tiefschläge von Donnas Mutter Ruby, die schon zu Jugendzeiten wenig für ihre Tochter übrighatte und sich lieber um die eigene Karriere kümmerte, verkraftet sie glaubhaft.

Im Mittelpunkt steht einmal mehr Donna, die das Bindeglied zwischen all diesen unterschiedlichen Menschen ist. Lily James spielt und singt die lebensfrohe, selbstbewusste junge Donna, die ihr Leben in vollen Zügen genießt, nichts anbrennen lässt und genau weiß, was sie will. Bis sie sich in Sam verliebt. Das ändert alles und sorgt am Ende dafür, dass aus Selbstbewusstsein trotzige Stärke wird. James wirkt wie das nette Mädchen von nebenan. Sie ist sehr sympathisch und wickelt spielend alle Männer um den kleinen Finger. Sie zeigt auch gesanglich eine beeindruckende emotionale Spannbreite – vom spaßigen „Waterloo“ bis hin zu „The Name of the Game“.

Amanda Seyfried stehen die paar Jahre mehr gut zu Gesicht. Sie wirkt reifer und man glaubt ihr die willensstarke und doch unendlich romantische Sophie deutlich eher als im ersten Teil. Im Zusammenspiel mit Dominic Cooper lässt sie tiefe Gefühle zu („One of us“) und zeigt auch ihrem Drittelvater Sam (erneut gespielt von Pierce Brosnan) die Stirn.

Ein Geheimnis des Erfolges dieser Fortsetzung ist sicherlich, dass die komplette Besetzung des ersten Teils wieder engagiert wurde. So gibt Colin Firth einmal mehr den einerseits toughen Anwalt, der sich so sehr nach Ruhe und Liebe sehnt und sich dabei manchmal ziemlich töffelig anstellt. Stellan Skarsgard bleibt der scheinbar unzähmbare Freiheitskämpfer, der sogar einen Ehrenpreis durch seinen ihm so gar nicht ähnlichen Bruder im Empfang nehmen lässt, nur um wieder auf die griechische Insel zu kommen, mit der er so viele schöne Erinnerungen verbindet.

Gute Sänger werden die drei Drittelväter auch im zweiten Teil nicht, aber man merkt ihnen die Spielfreude an. Für das Singen (und die jugendliche Optik) sind dann eher ihre drei jungen Alter Egos zuständig: Jeremy Irvine, Josh Dylan und Hugh Skinner lassen sich als Sam, Bill und Harry von Donna gehörig den Kopf und das Herz verdrehen. Alle drei spielen mit viel Elan und man nimmt ihnen das Gefühlschaos, in das sie die Tage mit Donna stürzen, bedenkenlos ab.

Apropos Gefühlschaos, damit hat auch Julia Walters als Rosie zu kämpfen. Dachte man doch am Ende des ersten Films, dass sie und Bill „sich gefunden“ hätten, lernt man nun, dass Donna ihr den Mann zunächst ausgespannt hat und Rosie viele Jahrzehnte warten musste, um ihren Traummann anlässlich Sophies Hochzeit wiederzusehen. Doch offenbar war Bills Freiheitsliebe stärker und die Wege der beiden haben sich wieder getrennt. Mit „Angel Eyes“ erzählt Rosie – mit akustisch tatkräftiger Unterstützung von Tanya (Christine Baranski) von ihrem Herzschmerz.

Entsprechend abweisend tritt sie Bill dann auch gegenüber. Erst als klar wird, dass auch er über den Verlust von Donna noch lange nicht hinweg ist und sofort in Tränen ausbricht, wenn er ihren Namen auch nur denkt, finden die beiden wieder zueinander. Diesmal hoffentlich für immer…

Baranski und Walters ergänzen sich auch diesmal perfekt. Dieses ungleiche Paar macht mit seiner direkten Art, mehr oder weniger ernstzunehmenden Ratschlägen und nicht immer lupenreinem Gesang so viel Spaß, dass man sich hier schon fast ein Spin-Off wünscht. Ein Kurzfilm über Tanyas diverse Ehen und Rosies vermeintlich tollpatschige, zum Scheitern verurteilte Überlebensversuche im Haifischbecken „Beziehung“ – ich denke, hier gäbe es großes Potential für ein erfolgreiches Lachmuskeltraining.

Neu hinzugekommen sind für „Mamma Mia! Here we go again“ Cher und Andy Garcia. Letzterer als Fernando Cienfuegos, ein langjähriger Familienfreund (der bisher leider nie in Erscheinung getreten ist), dem in jungen Jahren das Herz gebrochen wurde und der Sophie als guter Geist und väterlicher Freund zur Seite steht. Und Cher? Cher ist einfach Cher… Sie hat als „Oma“ Ruby einen grandiosen Auftritt auf Sophies Party und siehe da – sie und Fernando sind mehr als nur „alte Bekannte“. Auch hier schließt sich also ein Kreis. Chers spezielle Art ABBA-Songs zu intonieren polarisiert sicherlich, aber das gemeinsame „Fernando“ von ihr und Andy Garcia ist durchaus hörenswert und sehr charmant inszeniert.

Besonders schön ist für ihre Fans sicherlich, dass auch Meryl Streep mit „My Love, My Life“) einen Gast-Auftritt hat, bei dem sie der Taufe von Sophies und Skys Baby sozusagen als Geist bewohnt. Ich bleibe dabei, dass ich sie als Schauspielerin eindeutig mehr schätze und überzeugender finde als als Sängerin, denn die Gefühle, die sie mit ihrem Spiel treffsicher transportiert, vermag sie stimmlich leider nicht umzusetzen.

Highlights dieses Films sind sicherlich die 18 ABBA-Hits, die vielleicht nicht jedem alle bis in die letzte Textzeile bekannt sind, die aber insbesondere in den Ensemblenummern wie „Dancing Queen“ und „Super Trouper“ richtig viel Spaß machen. Sing-Along-Vorstellungen von „Mamma Mia! Here we go again“ sind ein Spaß-Garant, wenn allein schon das Sitzenbleiben schwerfällt. Aber auch so gehen einige Zuschauer derart in dem Film und seiner Musik auf, dass sie – zum Leidwesen der anderen Kinobesucher – die Songs deutlich hörbar mitsingen.

„Mamma Mia! Here we go again“ ist das perfekte gute Laune Paket mit einer Riege an sehr guten Schauspielern und Sängern, denen es gelingt, die Zuschauer für zwei Stunden aus ihrem Alltag zu entführen. Mehr kann man sich als Filmemacher doch kaum wünschen, oder?

Michaela Flint

Regie: Ol Parker
Darsteller: Christine Baranski, Pierce Brosnan, Colin Firth, Amanda Seyfried, Stellan Skarsgard, Meryl Streep, Julie Walters, Andy Garcia, Cher
Musik: ABBA
Verleih / Fotos: Universal Pictures International