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Lampenfieber

Sehr gefühlvolles Live-Album mit außergewöhnlicher Songauswahl und intelligenten Texten

Mit seinem zweiten Album spannt Jan Ammann einen künstlerischen Bogen von gestern bis heute. Entstanden ist die Doppel-CD im Rahmen seiner gleichnamigen Konzertreihe. Daher sind mit Sascha Kurth, Nicole Mühle und Michaela Schober auch Kollegen zu hören, die ihn auf der Bühne unterstützt haben.

Die Songauswahl reicht von zu erwartenden Klassikern wie „Totale Finsternis“ , „Unstillbare Gier“, „Wie kann ich sie lieben“ und „Geliebte Berge“ über eine etwas zu groß geratene Auswahl an Stücken aus „Carousel“ und mit „Once upon another time“ einen mutmaßlichen Ausblick in Ammanns Zukunft als Phantom in „Love Never Dies“.

Doch das besondere an diesem Album sind nicht die Musicalsongs, sondern Stücke wie „Leben“ von Jule Neigel, „Kind der Sterne“ von Wolf Maahn, die „Hymne a l‘amour“ von Edith Gassion sowie „Und dann tanzt sie“ von Adam Crossley. Nicht zu vergessen, die kurzen Zitate, die dem gefühlvollen zweiten Teil einen ganz besonderen Rahmen geben. Man schließt die Augen und lässt sich entführen…

Jan Ammann arbeitet sich mit großem Einfühlungsvermögen in seine Rollen ein. Davon bleiben seine gesanglichen Interpretationen natürlich nicht unberührt. Von Härte bis Verletzlichkeit, Liebe bis Trauer, Sehnsucht bis Freude nutzt er die komplette Bandbreite verfügbarer Emotionen. Wie er jedoch die 13 Songs auf CD 2 seines Albums interpretiert, kann nur als lyrisch beschrieben werden. Die Intensität der Gefühle scheint greifbar. Ammann trifft den Nerv genau – jedoch ohne zu pathetisch zu sein. Hierzu trägt auch bei, dass viele Stücke in deutscher Sprache gesungen werden. Doch auch die Ausflüge ins Englische oder Französische sorgen für das gewisse Etwas auf diesem Album.

Wären die sparsam dosierten Applaussequenzen nicht, man würde kaum merken, dass es sich bei „Lampenfieber“ um ein Live-Album handelt. Stimmen und Instrumente sind blitzsauber, ohne Knackser oder sonstige Störgeräusche, abgemischt. Kein Juchzer oder Pfeifen aus dem Publikum stört die fragile Stimmung.

Die wenigen Soli und Duette von Ammanns begleitenden Kollegen bringen zusätzliche Abwechslung. Doch eigentlich ist diese nicht erforderlich, denn Ammanns stimmliche Vielseitigkeit lässt ihn verschiedenste Charaktere nachzeichnen, so dass man zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl von „kenn ich schon“ oder „hab ich schonmal x Mal gehört“ hat.

Wer soviel Gefühl in sich trägt und es vermag, dieses auf so einzigartige Weise zu transportieren, sollte sich überlegen, ob er nicht vielleicht auch ganze Songs in sich trägt. Denn mit dieser Grundlage wäre eine CD mit eigenen Stücken aus der Feder Jan Ammanns eine spannende Reise.

Michaela Flint

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