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Die Zauberflöte

Wer bisher davon überzeugt war, dass Opern vor großer Kulisse getragen und unnahbar präsentiert werden müssen, dem beweist das Junge Musiktheater Hamburg das Gegenteil!

Erfahrene Sängerinnen und Sänger haben sich mit hervorragenden Musikern, Regisseuren und Designern aus ganz Deutschland zusammen getan und im vergangenen Jahr das Junge Musiktheater aus der Taufe gehoben. Das junge Team hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Publikum Lebensfreude zu schenken und durch Musik die Herzen der Menschen zu berühren. Ihr Ziel ist es, lebendiges Musiktheater für Groß und Klein zu machen.

Als erstes Projekt feierte das Junge Musiktheater am 17.05.2003 die Premiere von Mozarts „Die Zauberflöte“ im Wilhelmsburger Bürgerhaus.

Statt einer erneut zwanghaft hypermodernen Inszenierung der über 200 Jahre alten Zauberoper hat die Regisseurin Svenja Tiedt hat die Hauptfiguren an klassischen Vorbildern ausgerichtet; lediglich die Sprechdialoge wurden leicht an die heutige Zeit angepasst. Die Kostümdesignerin Almut Blanke gibt der Inszenierung mit ihren Kostümen die spezielle Note: Von schlicht-mausgrau (Priester, Monostatos) über zurückhaltend-modern (Tamino, Pamina) bis hin zu ausgefallen-extravagant (Papageno im Axl Rose Stil, d.h. nur mit Leggings, Kilt und Weste bekleidet, und die Königin der Nacht in silbrig-flitternder Gaultier-Variante à la Madonna) ist alles dabei und sorgt für viele Überraschungsmomente im Publikum.

Anleihen wurden auch in Hollywood gemacht: So treten die Drei Damen Tamino und Papageno in Stil und Optik der „Drei Engel für Charlie“ in krach-bunten, sexy-kurzen Outfits gegenüber, was es den beiden noch schwerer macht, ihnen zu widerstehen.

Und Philip Lüsebrink (Monostatos) kraucht auf allen Vieren über die Bühne und hat sich den unsicher-traurig-verschmitzten Sing-Sang von Smiagol/Gollum aus „Der Herr der Ringe“ perfekt angeeignet.

Negative Kritik an dieser charmanten und originellen Inszenierung der Zauberflöte zu üben, fällt zugegebenermaßen schwer. Lediglich die Szenen-Umbauten sind noch optimierungsbedürftig, da deren Dauer zeitweilig den Fluss des Stücks regelrecht unterbrach.

Durchweg positiv aufgefallen ist die ausgezeichnete stimmliche Qualität aller Protagonisten. Selten hat man bei einer kleinen Stadttheater-Produktion so viele hervorragende Sängerinnen und Sänger erlebt. Auch schauspielerisch kommt der Besucher auf seine Kosten. Vor allem die männlichen Hauptrollen hinterließen einen bleibenden Eindruck. Frank Valet als Papageno ist besonders hervorzuheben, hat er doch mit seiner liebenswert-verspielten Interpretation des glücklosen Vogelhändlers die Lacher auf seiner Seite. Thomas Franke zog die Premierengäste völlig in seinen Bann, was neben seiner beachtlichen Stimme vor allem an seiner Ehrfurcht einflössenden Bühnenpräsenz lag.

Trotz der Tatsache, dass diese Theatergruppe noch nicht perfekt aufeinander eingespielt ist, wurde die „Die Zauberflöte“ mitreißend auf die kleine Wilhelmsburger Bühne gebracht. Das Erstlingswerk lässt für die Zukunft Großes erwarten. Man kann allen Beteiligten nur wünschen, dass sich viele Opernfans und solche, die es werden wollen, vom Jungen Musiktheater in die wunderbare Welt der Musik entführen lassen.

Michaela Flint

Theater: Bürgerhaus Wilhelmsburg, Hamburg
Premiere: 17. Mai 2003
Darsteller: Thomas Franke, Frank Valet
Idee: Junges Musiktheater Hamburg
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