home 2005 Beziehungsprobleme – amüsant vorgeführt

Beziehungsprobleme – amüsant vorgeführt

Erinnern Sie sich noch an die ersten Schmetterlinge im Bauch? Das erste Date, den ersten Kuss? Dann werden Sie bei „I love you, You’re Perfect, Now change” viele Aha-Erlebnisse haben.

“I love you, You’re Perfect, Now change” von Joe DiPietro (Buch, Texte) und Jimmy Roberts( Musik) handelt von alltäglichen und vielen von uns nur allzu bekannten Problemen der zwischenmenschlichen Beziehung von Männern und Frauen. In 17 kurzen Episoden führen lediglich vier Darsteller durch alle Spielarten der Liebe: das 1. Date, bei dem man sich von seiner besten Seite zeigt und vorgibt, jemand zu sein, der man nicht ist, die ewige Brautjunger, der familiäre Druck, der auf Paaren lastet, ein Familienausflug mit Kind und Kegel und schlussendlich die späte Liebe im hohen Alter.

Man geht Kompromisse ein, versucht sich bzw. den Partner zu ändern und doch kommt man irgendwann an den Punkt, wo man feststellt, es geht nicht mehr. Da helfen dann auch keine Diskussionen oder (Sex)Therapeuten mehr…

“I love you, You’re Perfect, Now change” bietet Ansatzpunkt für Männer und Frauen jedes Alters: Teenies finden sich im ersten Akt wieder, wo es primär um Verliebtsein und Imponiergehabe geht. Erwachsene sehen Parallelen im Übergang vom 1. zum 2. Akt, wo Beziehungen wesentlich pragmatischer eingegangen werden und die Familienplanung immer wichtiger wird. Reifere Semester können sich sicherlich am Schluss des Stücks erfreuen, wo ein „spätes Mädchen“ auf der Beerdigung eines Bekannten einen anderen Trauergast im – aufgrund des fortgeschrittenen Alters etwas gebremsten – Sturm erobert.

DiPietro hat jede Szene mit viel Feingefühl bearbeitet, bedient Klischees, dort wo es passt, so dass jede Szene in sich geschlossen bleibt. Roberts Kompositionen werden in Köln von einem Pianisten und einer Violinistin vorgetragen. Genauso abwechslungsreich wie der Inhalt Musical Comedy Revue sind auch die verschiedenen Melodien. Im Ohr bleibt vor allem der Titelsong, der alle Probleme auf einen Nenner bringt.

Die deutschen Texte von Frank Thannhäuser (Inhaber des Hamburger Imperial Theaters) sind an der ein oder anderen Stelle etwas holprig, doch wen stört das schon, wenn die vier Künstler (zwei Männer und zwei Frauen) mit viel komödiantischem Talent, schönen Stimmen und beeindruckender Wandlungsfähigkeit in unzählige Rollen schlüpfen und diese glaubhaft verkörpern.

Unter der Regie von Frank Müller stehen Broder B. Hendrix, Timo Kappertz, Silvia Vicinelli, und Elisabeth Wukitsevits (alternierend für Meike Gottschalk) seit März dieses Jahres auf der Bühne des Theaterhaus Köln. Von einem Theater im eigentlichen Sinn kann zwar nicht wirklich sprechen, denn das Theaterhaus verfügt nur über eine Zuschauertribüne in einem Aula-ähnlichen Raum – doch gerade die ungewöhnliche Atmosphäre ist es, die diese Produktion noch interessanter macht. Die Zuschauer sind ganz dicht dran an den vier Darstellern und zwei Musikern, können jede noch so kleine Veränderung in der Mimik wahrnehmen. Bei einem so intimen Thema wie Beziehungsproblemen trägt diese Nähe sehr zum Erfolg der Musical Comedy bei: Für die Gäste sind die Schwierigkeiten der Protagonisten greifbar nah.

Alle vier Darsteller sind Allround-Künstler mit schauspielerischem und/oder musicalischem Background. “I love you, You’re Perfect, Now change” verlangt dem Ensemble viel ab, aber macht auch sichtlich Spaß. Keiner stiehlt dem anderen die Schau – es ist ein gut funktionierendes Team, das im Theaterhaus regelmäßig auf der Bühne steht. Vorstellungen finden wieder am 20. und 27. August statt.

Wer “I love you, You’re Perfect, Now change” verpasst, verpasst einen unterhaltsamen, kurzweiligen Theaterabend, der Erinnerungen weckt, einen zum Lachen bringt und mit einem charmanten Augenzwinkern den Spiegel vorhält.

Michaela Flint
veröffentlicht in blickpunkt musical

Theater: Theaterhaus, Köln
Premiere: Sommer 2005
Darsteller: Broder B. Hendrix, Timo Kappertz, Silvia Vicinelli, Elisabeth Wukitsevits
Buch / Musik: Joe DiPietro / Jimmy Roberts
Fotos: Andreas Großheim
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