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Rock the Ballet

Nach vier sehr erfolgreichen Jahren schickt Rasta Thomas‘ „Rock the Ballet“ nun mit einem neuen Programm, neuen Choreographien und neuen Songs auf Tour.

Musikalisch orientiert sich das Kreativteam – bestehend aus Rasta Thomas (Regie) und seiner Frau Adrienne Canterna (Choreographie)  – sowohl an aktuellen Charthits als auch weltbekannten Popsongs. Da fehlt weder „The Scientist“ von Coldplay, noch „Don‘t stop believin“ von Journey; auch „Sexyback“ von Justin Timberlake, „Moves like Jagger“ von Maroon 5 und „I‘m sexy and I know it“ von LMFAO fehlen nicht. Doch das Programm wird erst komplett durch „I don‘t wanna miss a thing“ von Aerosmith, „Faith“ von George Michael, „Dangerous“ und „Bad“ von Michael Jackson sowie „We are the champions“ von Queen.

Genau diese Mischung aus alt und neu, kombiniert mit den typischen Choreographien mit Elementen aus Ballett, Jazz, Hip-Hop und Modern Dance sorgen für einen explosiven Tanzabend.

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Das neue Programm ist in zwei jeweils 45-minütige Akte unterteilt, von denen der erste eine Liebesgeschichte erzählt, während der zweite eine atemlose Aneinanderreihung von Hits und kurzen Tanzsequenzen ist.

Im ersten Akt bilden fünf ausgezeichnete Tänzer den Rahmen für die Geschichte des Liebespaars (getanzt von James Boyd und Adrienne Canterna). Mit viel weiblichem Charme wird das Kennenlernen der beiden nachgezeichnet, es folgen romantische Momente, aber auch ein sehr intensiver Streit. Canternas Choreographien strotzen nur so vor Energie und Erotik, auch wenn man letztlich das wirklich Neue daran vermisst. Besonders gelungen ist das Staging zu „The Scientist“ von Coldplay, da hier jeder der fünf Tänzer seinen eigenen Raum bekommt und eindrucksvoll sein Können zeigen kann, während das Paar sich aus dem Weg geht.

Mit den ersten Tönen von „A song for you“ von Donny Hathaway wird die Versöhnung eingeleitet, die zu „Fallin‘„ von Alicia Keys und „Don‘t stop believin“ von Journey in einem energiegeladenen Finale mündet.

So beeindruckend und vielseitig die Choreographien auch sein mögen, man sieht doch häufiger ein Nachsetzen oder verpasste Einsätze. Auch unsynchrone Abläufe fallen auf. Das ist ein sehr überraschendes Novum bei den „Bad Boys of Dance“, das ich nur allzugern der Weltpremieren-Nervosität zurechne.

Die Videoprojektionen von Josh Hardy geben dem ersten Akt einen sehr guten Rahmen. Spielend verlegt er die Szenerie in verschiedene Ecken von New York. Die sieben Tänzer bilden ein harmonisches Miteinander mit der überdimensionalen Videowall. Einzig das Light Design von Lutin Tanner und Ashley Day hat an der ein oder anderen Stelle etwas gegen die Projektionen zu kämpfen und lässt die Tänzer im Schatten stehen.

Den Auftakt zum zweiten Akt bildet eine Szene, die man getrost ins Improvisationstheater verbannen könnte – weniger wegen der herausragenden, individuellen Choreographien als vielmehr wegen der sehr ablenkenden, übermächtigen Videoprojektion und wegen „Brotsjor“ von Olafur Arnalds, ein Song, dem man nur sehr schwer folgen kann.

Die folgenden ca. zehn kurzen Sequenzen zu Pop- und Rocksongs beeindrucken durch vielfältige Choreographien und nicht minder abwechslungsreiche, leicht ins psychedelische abfallende Videos. Allerdings wechseln die Szenen Schlag auf Schlag, d. h. alle 30-45 Sekunden, so dass man keine Chance hat, das Gesehene zu verarbeiten. Dadurch geht viel von der eigentlichen Wirkung verloren und das Publikum scheint leicht überfordert, da es schon gar nicht mehr weiß, ob und wo es applaudieren soll.

Mit „Need you tonight“ von INXS, „Dangerous“ von Michael Jackson, „Faith“ von George Michael, „Wanna love you girl“ von Robin Thickie, „We are the champions“ von Queen und „Bad“ von Michael Jackson entsinnen sich Thomas und Canterna wieder ihres eigentlichen Erfolgsrezepts: Perfekt trainierte, leicht bekleidete Körper von exzellenten Tänzern, die sich nach raumgreifenden, einzigartigen Choreographien vor ideal abgestimmten Videoprojektionen zu Welthits bewegen! Das lässt dann auch beim zurückhaltenden Hamburger Publikum die Dämme brechen und es gibt stehende Ovationen.

Die rundherum beste Szene des Abends gelang dem Ensemble zu „We are the champions“ von Queen – alle Gewerke greifen hier perfekt ineinander: Die Choreographien sind so typisch wie man sich von „Rock the Ballet“ erwartet, die Videowall verstärkt die Intensität und Kraft der Tänzer, das Light Design stellt jeden Tänzer zu jeder Sekunde ins richtige Licht und der Song ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben.

Mit der Zugabe „I‘m sexy and I know it“ von LMFAO zeigen Adrienne Canterna und ihre sechs Männer wie erotisch und spritzig Tanzen sein kann, wenn man es in Perfektion beherrscht. Die Tänzer können in Sachen Waschbrettbauch und Muskeln von ihrer Choreographin noch einiges lernen – eine Frau mit echtem Sixpack sieht man nämlich nicht allzu häufig.

Weniger atemloses Hetzen von einer Sequenz zu anderen und mehr von dieser bis auf den letzten Zentimeter, bis in den kleinen Zeh perfekt inszenierten Szenen und das neue Programm wäre perfekt.

Dennoch ließ es sich der Kopf hinter dem Ganzen, Rasta Thomas, es nicht nehmen, seinem Weltpremieren-Ensemble – allen voran seiner Frau – mit Blumen und Applaus zu danken. Doch genauso demütig wie er die Bühne betrat, verschwand er wieder auf der Seitenbühne und überließ die sieben Akteure des Abends ihrem wohlverdienten Applaus.

Michaela Flint

Theater: Kampnagel, Hamburg

Premiere: 5. Januar 2013
Darsteller: The Bad Boys of Dance
Regie: Rasta Thomas
Fotos: Herbert Schulze