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Musical Moments

Für einen gelungenes Musicalkonzert braucht man nicht nur exzellente Sänger und Musiker, sondern ebenso brillante Ton- und Lichttechniker, einen Regisseur, de seinen Künstlern die Luft zum Atmen lässt und eine gut abgestimmte Songauswahl.

All diese Zutaten hält „Musical Moments“ vom Sound of Music Team in Essen bereit. Jan Amman, Katja Berg, Andreas Bieber und Carin Filipcic haben sich in der Musicalszene schon lange einen Namen gemacht – doch in dieser Zusammensetzung hat man die vier Sängerinnen und Sänger noch nicht erlebt. Begleitet werden sie von einer dreiköpfigen Band, die unter der Leitung von Pianistin Marina Komissartchik mit Cajon und Akustikgitarre den wohldosierten Rahmen für die 30 Songs bilden, die für diese Konzertreihe ausgewählt wurden.

Bei den ausgewählten Stücken hat man sich auf die musicalischen Lebensläufe der Darsteller konzentriert und so hört man von allen vieren Songs aus Musicals, in denen sie schon auf großen Bühnen standen.

Jan Amman singt die bekanntesten Songs aus „Jekyll & Hyde“, „Tanz der Vampire“, Andreas Bieber gibt Klassiker aus „Joseph“ und „Tabaluga“, Katja Berg erinnert an ihre Zeit bei „Mamma Mia“ und Carin Filipcic rückt „Mozart!“ und „Elisabeth“ wieder ins Bewusstsein der Zuschauer.

Neben diesen beinahe zu erwartenden Stücken gibt es einen Streifzug durch die bekanntesten Musicals der Welt: „Les Misérables“, „Cats“, „Phantom der Oper“, „König der Löwen“. Spannend wird es bei Highlights aus West End Shows wie „Billy Elliot“ („Electricity“ von Andreas Bieber), „Ghost (Katja Berg und Jan Ammann mit „Here right now“, „Unchained Melody“, „With You“), „Love Never Dies“ (Till I hear your song“ von Jan Ammann). Auch „For the Glory“ aus „The Cicil War“ gehört zu diesen Perlen, von denen es sehr gern mehr hätte geben dürfen.

Dass man auch bei einem Musical Highlights Konzert scheinbar nicht um Compilation Shows herumkommt, beweisen die Stücke aus „Hinterm Horizont“, „Ich will Spaß“ und „Ich war noch niemals in New York“. Aus letzterem wurde für Jan Ammann und Andreas Bieber eine Version von „Griechischer Wein“ erschaffen, die ihresgleichen sucht – ganz sicher der komödiantische Höhepunkt des Abends.

Carin Filipcic sorgt mit dem Titelsong aus „Rebecca“ für Gänsehaut und ihr „Gold von den Sternen“ rührt zu Tränen. Katja Berg begeistert vor allem in den Duetten, bspw. „Last night of the world“ („Miss Saigon“) mit Andreas Bieber. Jan Ammann zeigt eine für einen Bariton unerwartete stimmliche Bandbreite und überzeugt mit „Bring ihn heim“ („Les Misérables“) genauso wie mit „Unstillbare Gier“ („Tanz der Vampire“). Dass Andreas Bieber fast 16 Jahre nach der deutschen Erstaufführung von „Joseph“ noch einmal in sein buntes Zauberkleid schlüpft, wird vom Publikum begeistert honoriert. „Die Schatten werden länger“ („Elisabeth“) mit Ammann und Bieber zeigt wieder einmal wie beeindruckend ein einzelner Musiktitel sein kann, wenn er mit Herzblut interpretiert wird.

Die Arrangements der sehr geläufigen Musicalstücke sind perfekt. Akustikgitarre und Cajon geben vielen Liedern eine ganz besondere Note und Marina Komissartchik beweist einmal mehr, warum sie als eine der besten (Musical-) Konzertpianisten Deutschlands gilt.

„Musical Moments“ ist ein gelungener Konzertabend mit souveränen und begeisterungsfähigen Künstlern auf der Bühne und sehr guten Technikern im Hintergrund. Noch nie habe ich im Altonaer Theater einen derart lupenreinen Sound gehört, ohne Kratzer, Schwankungen oder sonstige Störungen!

Man kann dem Produzenten sicherlich vorhalten, dass er es sich mit der Songauswahl sehr einfach gemacht hat, indem er sich nahezu ausschließlich auf bewährtes und von den Künstlern aus dem Effeff rezitiertes Musikwerk verlässt. Stücke aus größeren Broadway-Produktionen („Wicked“ oder „Rent“) oder von Komponisten wie Jason Robert Brown, wären sicherlich eine Überlegung wert und würden diesen Abend noch spezieller machen. Aber auch ohne jegliche programmatische Experimentierfreude lässt „Musical Moments“ das Publikum für zweieinhalb Stunden in andere Welten abtauchen und mit einem Lächeln in den Alltag zurückkehren.

Michaela Flint