Als Finalisten standen aus den vorangegangenen Vorrunden bereits „Die Tresenkönigin“, „Älter“ und „Immer der Nase nach“ fest. Es gab also noch bis zu drei weitere Finalplätze zu ergattern.
Der Fliegende Holländer
Gleich zu Beginn zeigte sich, was es bedeutet, wenn man schon länger an einem Musical arbeitet: Schon im Jahr 2009 veröffentlichten Philipp Polzin und Christian D. Dellacher eine CD zu ihrem Musical „Der Fliegende Holländer“. Seither haben sie immer wieder an den Songs gefeilt und an diesem Abend bekommen die Zuschauer im Schmidt Theater einige bis ins Detail ausarrangierte Songs zu hören und zu sehen. Mit Chris Murray, Dave Mandell und Katrin Taylor haben sie namhafte und erfahrene Darsteller auf der Bühne, die dem berüchtigten Seefahrer, Senta und dem ihr verfallenen Erik eindrucksvolle Stimmen verleihen.
Die Einbettung der Szenen in die Handlung gelingt mittels Verlesens von Logbucheinträgen hervorragend. Die Songs sind mal kraftvoll, mal sentimental, und sie zeigen in 20 Minuten ein rundes Gesamtbild von dem, was „Der Fliegende Holländer“ in einer großen Bühnenfassung werden könnte. Gerade das finale Quartett unterstreicht, dass diese Truppe über einen Wettbewerb, in dem Musicals als „work in progress“ gegeneinander antreten, schon deutlich hinaus ist.
Made in Germany
Auch hier steht ein erfahrenes Ensemble auf der Bühne, das offenbar viel Spaß beim Erarbeiten der Soldatenfiguren und Schafsliebhaber hatte. Der Soldat, der nach dem vergeblichen Versuch bei einer sozialen Organisation Fuß zu fassen, schließlich beim Militär landet und dort mit seiner liebevoll-naiven Art einen ganz anderen Blickwinkel auf das Thema Krieg gewinnt, steht im Mittelpunkt des Geschehens.
Die Kombination von Revue-Charakter und derber Sprache ist ungewöhnlich. Die gezeigten Szenen sind gleichsam abstrus und phantasievoll. Ob und welche Botschaft dieses Stück vermitteln möchte, wird an diesem Abend nicht deutlich. Doch das Publikum fühlt sich augenscheinlich gut unterhalten und spendet viel Applaus.
Zzaun!
Ein schwungvolles Spiel mit Klischees liefern Tilmann von Blomberg (Autor) und Alexander Kuchinka (Komponist) mit ihrem „Zzaun!“ ab. Aus einem klassischen Nachbarschaftszwist wird ein Weltkrieg mit Atomwaffen. Die Stufen dorthin (Diskussion um den Reihenhauszaun – Kommunalwahlkampf – Föderationskonflikt) werden mit viel sprachlichem Witz nachgezeichnet. Auch hier wird an Klischees nicht gespart: die sprichwörtliche dumme Blondine, der häusliche Gatte eines homosexuellen Politikers, usw.
Von Blomberg und Kuchinka stehen selbst mit auf der Bühne und garantieren so, dass die von ihnen erdachten Charaktere genau ihren Vorgaben entsprechen. Kuchinka begeistert nicht nur am Klavier, sondern auch in zahlreichen kleinen Nebenrollen, wie beispielsweise dem Zaunmüller, der in atemberaubender Geschwindigkeit sein komplettes Angebot an Zäunen feilbietet.
So lustig eine Revue über Nachbarn, die zu erbitterten Feinden werden, ist, so sehr stellt sich nach den knapp 25 Minuten die Frage: Was kann da noch kommen. Kann hieraus ein abendfüllendes Singspiel werden?