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Sister Act

Saubere Aufnahme ohne Ecken und Kanten – aber reicht das?

Mit Cast-Aufnahmen ist das so eine Sache. Einerseits sollen sie dem Zuhörer eine Erinnerung an die erlebte Show geben, andererseits sollen sie neugierig machen, damit neue Gäste das Stück besuchen. Um als Erinnerung zu funktionieren, reicht es aus, wenn die Show herausragende Darsteller und einprägsame Bilder liefert, an die man sich gern erinnert. Neugierig wird man auch ein Musical, wenn einen die Musik als solche schon beim bloßen Anhören mitreißt.

Ich habe die Show in Hamburg gesehen – die Bühnenbilder waren bunt, die Kostüme glitzerten, aber leider konnten die Hauptdarsteller mich nicht für sich einnehmen. In Wien hingegen stehen mit Ana Milva Gomes und Drew Sarich zwei Künstler in den Rollen der Deloris und des Bösewichts Curtis auf der Bühne, die sich in der Musicalwelt durch verschiedenste Hauptrollen eine eindrucksvolle Position erarbeitet haben. Nicht die schlechtesten Grundvoraussetzungen für dieses Album.

Lauscht man nun den 17 Songs auf dem Live-Mitschnitt – darunter drei Reprisen – stellt man sehr schnell fest, dass sich sowohl Ana Milva Gomes als auch Drew Sarich unter Wert verkaufen. Das liegt im Fall von Drew Sarich an der Rolle von Curtis, der schlichtweg nur in einem einzigen Song zu hören ist. Wenn man Sarich aus seinen anderen Paraderollen kennt, drängt sich schon ein wenig der Gedanke potentieller Langeweile auf…

Gomes hat natürlich die präsentere Rolle und singt sich stimmgewaltig durch die mehr oder weniger mitreißenden Songs von Alan Menken. Im Gegensatz zur bekannten Filmmusik zünden die „Remakes“ von Menken nicht richtig und anstatt mit dem Fuß schwungvoll mitzwippen, achtet man auf die Texte und fragt sich mehr als einmal, ob man die deutsche Sprache wirklich derart dilettantisch einsetzen muss.

Die Songs, die ansatzweise hängen bleiben, arbeiten sich nur durch die Reprisen ins Langzeitgedächtnis vor. Ein probates Vorgehen, aber letztlich wenig kreativ.

Rein technisch ist die CD sehr gut gelungen: Der Klang ist voll, das über 20-köpfige Orchester macht seiner einzigartigen Qualität alle Ehre, der Mitschnitt einiger Dialogszenen bringt den Comedy-Charakter des Stücks zur Geltung, die Applaussequenzen sind passend dosiert und auch das reich bebilderte Booklet mit allen Songtexten gefällt Fans ganz bestimmt.

Ob diese CD es aber schafft, neue Besucher für „Sister Act“ in Wien zu gewinnen, darf bezweifelt werden.

Michaela Flint