Die „Heiße Ecke“ ist eine Musical-Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Seit Sommer 2003 verließen über 1,5 Mio. Besucher gut gelaunt das kuschelige Schmidt‘s Tivoli nach einer der mehr als 2.700 Vorstellungen.
In „Heiße Ecke“ werden die Zuschauer für 24 Stunden in das bunte, schräge, gefährliche und durchaus bemitleidenswerte Leben und Treiben auf dem Hamburger Kiez entführt. 50 verschiedene, teils wunderbar exzentrische Charaktere machen deutlich, dass sich St. Pauli in keine noch so klischeehafte Schublade stecken lässt.
Dass die neun Darstellerinnen und Darsteller teilweise schon seit der Premiere dabei sind, spricht für die hohe Qualität des Stücks, den guten Zusammenhalt im Team und die Abwechslung, die diese Show bietet.
Denn es ist bei weitem nicht so, dass seit 10 Jahren jeden Abend dasselbe Musical aufgeführt wird.
Vielmehr wird auf aktuelle Geschehnisse eingegangen (bspw. die wechselnden Produktionen im Operettenhaus nebenan, aktuelle politische oder gesellschaftliche Themen u. v. a. m.), die Charaktere entwickeln sich weiter und selbst wenn man „Heiße Ecke“ schon mehrfach gesehen hat, entdeckt man doch immer wieder etwas neues, anderes, das sich das eingespielte Kreativteam Thomas Matschoß (Buch), Heiko Wohlgemuth (Songtexte), Martin Lingnau (Musik) ausgedacht hat.
Zentraler Treffpunkt aller Figuren ist die „Heiße Ecke“, an der es garantiert die schärfste Currywurst Hamburgs gibt. Dort treffen bayerische, herrlich großkopferte Touristen auf zwielichtige Kleinkriminelle, spießige Vorort-Eltern müssen feststellen, dass ihr Kronsohn ein Leben auf dem ach so schmutzigen Kiez der Vollpension im Hotel Mama vorzieht. Die obligatorischen Junggesellinnen-Abschiede fehlen genauso wenig wie liebevolle Sticheleien in Richtung Pinneberg. Eine große Präsenz erhalten die Musicaldarsteller, die sich am Imbiss auf eine bevorstehende Audition vorbereiten und dabei einen völlig überzeichneten Rundumschlag durch Andrew Lloyd Webbers 80er Jahre Musicals „Phantom der Oper“, „Cats“, „Starlight Express“ zum Besten geben.
Was natürlich in einer Show über das weltbekannte Hamburger Rotlichtviertel nicht fehlen darf, sind Koberer, Dealer und Bordsteinschwalben. Die Mädels klagen am Imbiss ihr Leid und versuchen im nächsten Moment, einen willigen Touristen abzuschleppen.
Und bei allem kommt der Spaß nicht zu kurz. Die Zuschauer werden auf verschiedenste emotionale Reisen mitgenommen. Mal geht man ein Stück mit einem frischverliebten Paar, dann zeigt sich wieder das hässliche Gesicht der Reeperbahn in Form eines Schuldeneintreibers – und schließlich kommen noch die Müllkehrer, die es auch nicht leicht haben. Wer bei diesem Musical nicht auf seine Kosten kommt, ist selbst Schuld!
Die Jubiläumsshow wurde besonders für die Darstellerinnen und Darsteller zu einem unvergesslichen Erlebnis: Jeder Gast fand an seinem Platz ein kleines Mitmachpaket vor, natürlich inklusive genauem Zeitplan, wann Krone, Rose, Likörchen, Trillerpfeifen, Blink-Herz und Knicklicht zum Einsatz kommen sollten. Mehr als einmal hat man die Rührung, Überraschung und Freude in den Gesichtern den Bühnenkünstler gesehen!
Ich wüsste keinen Grund, warum wir nicht alle gemeinsam 2023 wieder zusammenkommen sollten, um dann Hamburgs am längsten gespieltes Musical erneut zu feiern!
Michaela Flint
Premiere: 17. September 2013
Darsteller: Kathi Damerow, Yvonne Disqué, Götz Fuhrmann, Bernhard Hofmann, Franzisk Kuropka, Markus Richter, Stefanie Schwendy, Carolin Spieß, Benjamin Zobrys
Musik / Texte: Martin Lingnau / Heiko Wohlgemuth
Fotos: Oliver Fantitsch