Wir treffen Yngve Gasoy-Romdal kurz nach Sommernacht in Dinslaken im hochsommerlichen Fulda, wo er während seines Engagements im Bad Hersfelder „Camelot“ lebt. Bereits in unserem großen Interview vor zwei Jahren schwärmte der smarte Norweger von dieser Rolle: „Für mich ist mit König Arthur ein Traum in Erfüllung gegangen. „Camelot“ wurde von Genies geschaffen und ich bin sehr stolz, dass ich darin mitspielen darf.“ Dabei geht er auch ganz ehrlich mit dem Lerner/Loewe-Klassiker ins Gericht: „“Camelot“ ist ein Stück, dass nicht alle verstehen. Der Stil von Lerner und Loewe ist sicherlich nicht mehr das, was man heute von einem Musical erwartet und wirkt etwas altmodisch. Aber ich finde es wichtig, dass man sich auch traut, solche Klassiker aufzuführen.“ Die Hoffnung, dass mit Stücken wie „Camelot“ auch das Interesse eines breiteren und jüngeren Publikums gewonnen wird, scheint nicht ganz unbegründet. Denn auch in Tecklenburg stand „Camelot“ in diesem Sommer, wenn auch in einer kürzeren Fassung, auf dem Spielplan.
So eine Rolle wie König Arthur will gut vorbereitet werden. Yngve Gasoy-Romdal ist dafür bekannt, dass er sich mit seinen Rollen immer sehr intensiv auseinandersetzt. „Ich hatte die Rolle nie zuvor gespielt.“ erläutert er, „Arthur ist eine große und schwierige Rolle. Ein Bösewicht ist viel einfacher darzustellen als ein lyrischer Held. Schauspielerisch war die Rolle eine große Herausforderung. Aber leider bietet König Arthur nicht so viele Gesangsnummer wie Guenevere oder Lancelot. Doch ich hoffe, dass ich diese Rolle in einigen Jahren noch einmal spielen darf.“
Wie bereits Regisseur Reinfried Schießler bestätigte, war die kurze, nur fünfwöchige Probenzeit besonders hart für alle Beteiligten. „Wir können wirklich froh sein, dass wir das in dieser kurzen Zeit geschafft haben.
Es geht uns ja darum, in dieser riesigen Ruine eine Geschichte zu erzählen. Es gibt hunderte Bücher über Arthur und viele kennen den letzten Hollywood-Film. Meistens wird König Arthur jedoch als Macho dargestellt. In „Camelot“ ist der König aber eine zerbrechliche und verwundbare Figur, die von ihrer Umgebung verraten und enttäuscht wird.“ Allein an dieser Beschreibung merkt man, dass Yngve Gasoy-Romdal auch in diese sehr dialoglastige, und damit für ihn eher untypische Rolle, viel Herzblut gelegt hat.
Die Bad Hersfelder Stiftsruine scheint wirklich ein perfektes Parkett für die Geschichte von König Arthur und seiner Tafelrunde. Yngve Gasoy-Romdal stand in diesem Sommer bereits im vierten Jahr in Folge auf der Open Air Bühne der Stiftsruine. „Es ist einfach phantastisch hier. Wer würde hier nicht spielen wollen? Das Publikum kommt aus ganz Deutschland nach Bad Hersfeld, um sich „Jesus Christ“ oder „Camelot“ anzusehen. Für mich als Darsteller ist das ein Geschenk. In diesem Jahr hatten wir leider sehr viel schlechtes Wetter. Ich hab zwar immer versucht, mich während des Regens an den Bühnenrand unters Dach zu schleichen, aber meistens standen wir doch im Regen.“
Ab 2007 werden in Bad Hersfeld nicht nur wegen des Intendantenwechsels keine Musicals mehr aufgeführt. „Das ist auch eine politische Entscheidung, keine Musicals mehr aufzuführen. Ich finde das sehr schade, vor allem weil Bad Hersfeld ja gerade durch die Musicals so bekannt geworden ist. Ich versteh nicht, warum man das nicht weiter entwickelt.“ Das Yngve Gasoy-Romdal dann im kommenden Jahr in einem Theaterstück in der Stiftsruine zu sehen sein wird, scheint eher ausgeschlossen: „Wenn die Geschichte gut ist, würde ich auch in einem Theaterstück mitwirken. Aber Singen macht mir am meisten Spaß und ich fühle mich damit sehr wohl.“
Apropos Singen. War nicht eigentlich eine CD-Veröffentlichung geplant? „Ja, wir waren schon fast soweit, eine CD zu produzieren. Aber dann ist es leider aus ökonomischen Gründen gescheitert.“ Bei seiner Vorliebe für Klassiker hielte eine solche CD sicherlich einige Überraschungen bereit. „Die meisten Veranstalter wollen nur die Musical-Standards. Ich finde das sehr schade. Ich liebe zwar die großen Songs aus „Mozart!“ und „Jekyll & Hyde“, aber neue Lieder machen viel mehr Spaß. Die Gala, die ich mit Helen Schneider zusammen gemacht habe, war toll. Dort haben wir viele andere Songs gesungen. Und das Publikum mochte das.“
Wenn man soviel durch die Lande reist wie Yngve Gasoy-Romdal muss man sich irgendwie einen Ausgleich schaffen. Den geplanten Flugschein hat der Flugzeugbegeisterte Norweger erstmal an den Nagel gehängt: „Ich fliege zwar immer noch gern, aber leider nur sehr selten. Vor zwei bis drei Jahren wollte ich mir mit einem Freund fast ein gemeinsames Flugzeug kaufen, aber Fliegen ist ein Hobby, das sich nur Millionäre wirklich leisten können. Es ist unglaublich teuer!“ Sich die Freiheit über den Wolken auch auf der Erde zu verschaffen, ist nicht die leichteste Aufgabe, aber „mit gutem Schuhwerk durch dir Natur zu wandern, ist etwas, was ich unheimlich gern mache. Richtigen Sport hasse ich. Während meiner Mitgliedschaft in einem Fitnessclub habe ich nur das Solarium und die Fitnessbar genutzt. Ich kann nicht mit ansehen, wie sich die Menschen dort abquälen und beinahe einen Herzinfarkt bekommen, wenn sie Gewichte stemmen.“
Seit eineinhalb Jahren, genauer seit der Kölner Derniere von „Jekyll & Hyde“, hat der beliebte Darsteller in keiner Ensuite-Produktion mehr mitgespielt. Stattdessen tritt er auf verschiedenen Galas und Konzerten in ganz Europa auf. „Ich bin ein rastloser Mensch und habe ehrlich gesagt immer Schwierigkeiten gehabt, „nur“ ensuite zu spielen, weil ich viele Dinge nebenher machen möchte.
Aber so langsam merke ich, dass es wieder Zeit wird, ensuite zu spielen.“ Damit spricht Yngve Gasoy-Romdal ein brandheißes Thema an. Sein geplantes Engagement bei Sondheims „Into the woods“ in Klagenfurt, einem weiteren Klassiker, in dem er ab 15. Dezember an der Seite von Anna Montanaro zu sehen sein sollte, hat er gerade kürzlich abgesagt.
Die Spekulationen, wo er stattdessen zu sehen sein wird, kochen hoch. Da gibt es die geplante „Mozart!“-Tour im kommenden Jahr oder auch „Rebecca“, das neueste Stück von Sylvester Levay und Michael Kunze: „Bei „Rebecca“ werde ich nicht dabei sein, obwohl das eine wunderbare Geschichte ist. „Mozart!“ würde ich schon sehr gern machen – die Rolle ist und bleibt ein Traum. Dort kann ich viel schauspielen, die Musik ist modern und die Story ist einfach schön. Aber man muss schauen, dass es hineinpasst. Denn für 2006 habe ich schon feste Pläne und Engagements.“
Schließen wir uns also den Gerüchten an und tippen, dass Yngve Gasoy-Romdal ab Dezember in Oberhausen zu sehen sein wird. „Die Schöne und das Biest“ ist für ihn keine gänzlich neue Rolle. Bereits 1997 hat er bei der BB Promotion Tour des Disney-Films die Rolle des Biests übernommen. Warum also nicht noch einmal?
Mehr Informationen unter www.yngvegasoyromdal.com
Michaela Flint
veröffentlicht in blickpunkt musical