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The Sound of Hollywood

Filmmusik findet meistens im Hintergrund statt, aber haben Sie schon mal einen Film ohne Titelmelodie, bedrohliche Klänge oder romantische Ballade gesehen? Das verändert den Eindruck eines Leinwandkunstwerks komplett. Nicht ohne Grund kommt den Filmsongs bei der alljährlichen Oscar-Verleihung eine große Bedeutung zu.

Schon auf CD sind die Kompositionen von Hans Zimmer, Ennio Morricone, John Williams oder Alan Silvestri beeindruckend, doch live dargeboten von einem nahezu hundertköpfigen Orchester entwickeln diese Stücke eine ganz eigene Kraft.

Semmel Concerts schickt in diesem Jahr das Prager Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Nic Raine auf Tour, um das Publikum zu verzaubern. Einspielungen von Filmszenen, Steven Gätjen als im Filmfach versierter Moderator, der uns an vielen Anekdoten aus seinem Journalisten-Leben teilhaben lässt, sowie Lana Gordon als Solistin sorgen für ein rundum gelungenes Programm. Doch die Stars sind an diesem Abend die Musiker!

Dreizehn Nummern – mal ein Medley, mal die weltbekannte Titelmelodie eines Films entführen die Zuschauer in die Welt von Helden und Außerirdischen. Schon das Medley zu „The Untouchables“ sorgt für Gänsehaut, das Vibrieren wird bei „Indiana Jones“ und den bekanntesten Szenen aus den Filmen nicht weniger. Zu „Jurassic Park“ wird im Hintergrund viel unberührte Natur gezeigt, doch als sich der T-Rex auf der Leinwand nähert, erzittert das CCH unter dem satten Klang des Orchesters.

Die Auswahl der Filmszenen von „Forrest Gump“ ist überraschend. Die Musik hüllt das Publikum samtweich ein und dazu sieht man Bilder, derer man sich gar nicht mehr bewusst war. John Williams‘ ,Adventures on Earth‘ aus „E.T.“ sorgen für Tränen in den Augen. Den knuddeligen Außerirdischen, der nach Hause telefonieren will und der kleine Junge, der alles tut, um ihm dabei zu helfen – besser kann man diese enge Freundschaft nicht intonieren. Das Finale des 1. Akts bildet „Zurück in die Zukunft“. Musikalisch nicht ganz so beeindruckend wie Alan Silvestris spätere Kompositionen („Forrest Gump“), dafür hat sich das Video-Team etwas einfallen lassen: Der Flug des Fluxkompensators geht über die norddeutsche Tiefebene und endet am 8. Mai 2014 mit Aussicht auf die Elbphilharmonie. Das Publikum honoriert diesen optischen Gag mit viel Applaus.

Im zweiten Akt geht es mit „Startrek“ in ferne Galaxien, dicht gefolgt von der Suite aus „Inception“ – der ersten Hans Zimmer Komposition des Abends. Das Klangvolumen ist grandios – da verzichtet man auch gern auf Filmausschnitte und begnügt sich mit dem Filmbestimmenden Kreisel.

Musicaldarstellerin Lana Gordon hat ihren ersten Auftritt mit „Skyfall“. Gegen solch ein großes Orchester zu bestehen, ist auch für die erfahrene Sängerin keine leichte Aufgabe, doch sie meistert diese Herausforderung. Dennoch reicht sie nicht an Adele und deren unvergleichliche Stimme heran. Als nächstes wird das Publikum in den erfolgreichsten Film aller Zeiten geschickt: James Camerons „Avatar“ brach an den Kinokassen alle Rekorde. Auch James Horner hat sich mit seiner Filmmusik ein Denkmal gesetzt. Rasend schnell fliegt seine ,Suite‘ dahin und das Publikum folgt ihr atemlos durch die Welt von Avatar.

Mit ,Tennessee‘ aus „Pearl Harbor“ tritt wieder Hans Zimmer auf den Plan. Er ist wahrlich ein Meister seines Fachs, auch wenn er im Grunde genommen ein Autodidakt ist, der Komposition nie gelernt hat. Im Anschluss singt Lana Gordon ,There‘ll you be‘ aus demselben Film und diesmal steht sie absolut im Mittelpunkt des Geschehens.

Das Konzert gipfelt – wie könnte es anders sein – in Hans Zimmers Oscar-dotierter Suite aus „Gladiator“. Schon die ersten Noten steigern die Gänsehaut ins Unermessliche und als die Uptempo-Sequenz beginnt und im Hintergrund (leider wahllos zusammengeschnittene) Szenen aus Ridley Scotts Filmepos gezeigt werden, durchlebt der Zuschauer noch einmal alle Emotionen des Films.

Für die Zugabe taucht am Horizont der Leinwand ein Piratenschiff auf. Kenner wissen: Das ist die ,Black Pearl‘ und wer würde auf Klaus Badelts und – ja schon wieder – Hans Zimmers weltbekannte Klänge aus „Fluch der Karibik“ verzichten wollen?

Das Publikum ist begeistert, mehrmals muss Nic Raine wieder nach vorn kommen und sich den lautstarken Dank der Zuschauer abholen. Das Prague Philharmonic Orchestra ist beeindruckend und ohne auch nur den kleinsten Fehler.

Der Besuch dieses Konzerts kann jedem Cineasten nur wärmstens ans Herz gelegt werden. Hier spürt man am eigenen Leib, was Musik mit einem macht und wie unverzichtbar sie in der Traumfabrik heutzutage ist.

Michaela Flint

Theater: CCH, Hamburg
Premiere: 8. Mai 2014
Orchester: Prague Philharmonic Orchestra
Dirigent: Nic Raine
Fotos: www.the-sound-of-hollywood.de