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Tell Me On a Sunday

Andrew Lloyd Webber und Don Black bringen mit »Tell me on a Sunday« eine Neuinszenierung ihres TV-Specials von 1979 auf eine West End Bühne. Das Stück wurde bisher nur als eine Hälfte von Cameron Macintoshs »Song & Dance« aufgeführt. Jedoch führte ein zufälliges Zusammentreffen mit Denise van Outen vor zwei Jahren dazu, dass sich Andrew Lloyd Webber und Don Black ernsthaft mit einer Erweiterung ihres Hit-Albums befassten. Sie überarbeiteten die bestehenden Songs grundlegend, fügten fünf komplett neue hinzu und schufen so den richtigen Rahmen für eine exzellente, abendfüllende One-Woman-Show.

»Tell me on a Sunday« handelt von einer 27-jährigen Engländerin, die nach New York auswandert, um dort ihr berufliches und privates Glück zu finden. Dass sie hierbei nicht sonderlich erfolgreich ist und offensicht-lich nur auf Männer trifft, die ihr auf die eine oder andere Weise das Herz brechen, führt dazu, dass sie sich ihrem Selbstmitleid, Frustrationen und Herz-Schmerz hingibt. Denise van Outen, die sich in London und New York vor allem durch ihre eindrucksvolle Darstellung der Roxie Hart in »Chicago« einen Namen gemacht hat, spielt die leidenschaftliche, phasenweise von Selbstzweifeln zerfressene Protagonistin sehr ausdrucksstark.

Die gesamte Show steht und fällt jedoch mit der Leistung der einzigen Darstellerin auf der Bühne, denn Bühnenbild (eine Drehbühne, auf der mit einfachsten Mitteln Büro, Wohnzimmer, Kneipe, Flugzeug und Park dargestellt werden) und Lichttechnik (drei blau gerahmte Leinwände, die die zierliche Person auf der Bühne nahezu erdrücken) unterstützen sie kaum.

Das Stück dauert lediglich 75 Minuten. Jedoch bietet die Musik für Andrew Lloyd Webber Verhältnisse erstaunlich viel Abwechslung und das facettenreiche Spiel von Denise van Outen erstickt jeden Anflug von Langeweile im Keim. Dem Musicalpublikum durch Soloalben von diversen Musicalstarts vertraute Showstopper wie „Take that look off your face“, „Unexpected Song“ und „Tell me on a Sunday“ wechseln sich ab sehr poppigen modernen Klängen und sorgen so für eine Mischung, die nicht nur eingefleischten Musicalfans gefallen dürfte.

»Tell me on a Sunday« scheint ein gelungener Versuch zu sein, dem anspruchsvollen Publikum etwas „Altes“ interessant verpackt zu servieren. Allerdings stimmen die Ankündigungen, dass dieses Stück – selbst inkl. der angekündigten 2-monatigen Verlängerung – nicht einmal ein halbes Jahr im Gielgud Theatre spielen soll, bereits jetzt sehr nachdenklich für die weitere Zukunft des West End.

Denn parallel zu der Premiere von »Tell me on a Sunday« am 15. April 2003 wurde das Ende eine anderen Erfolgsproduktion verkündet: Die erst im Oktober 2002 aufgesetzte Dance-Show Contact wird nur noch wenige Wochen im West End zu sehen sein.

Michaela Flint
veröffentlicht in blickpunkt musical

Theater: Gielgud Theatre, London
Besuchte Vorstellung: April 2003
Darsteller: Denise van Outen
Musik: Andrew Lloyd Webber
Fotos: Really Useful Group