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Smash – 1. Staffel

Die schöne bunte Musicalwelt ist ein harter Kampf

Das Leben ist ein Wettbewerb, den auf keinen Fall immer der oder die Beste gewinnt. Nicht selten sind die besten Beziehungen ausschlag-gebend. Das ist eine der Weisheiten, die „Smash“ vermittelt.

Da ist die erfahrene Musicaldarstellerin, die sich im Kampf um die Hauptrolle mit einer naiven, sehr talentierten Kellnerin messen muss.

Die ehrgeizige Produzentin versucht, ihrem zukünftigen Exmann zu beweisen, dass sie auch ohne sein Geld ein Musical zum Erfolg führen kann.

Das eingespielte Kompositionsduo muss sich von einigen Vorstellungen hinsichtlich Regie und Besetzung verabschieden, damit sein Stück den Weg an den Broadway auch nur beschreiten kann.

Und schließlich gibt es da noch den intriganten Assistenten, der alle gegeneinander ausspielt und seine Fahne nach dem Wind wehen lässt, den namhaften Regisseur, der die viel beschworene Besetzungscouch nur zu gern einsetzt, alte Liebschaften, die Ehen gefährden, Eifersucht, die Karrieren beenden kann und große Gefühle, die alles gehörig durcheinander bringen.

 

In „Smash“ wird kein Klischee ausgelassen, dabei geht es doch eigentlich nur um die Idee eines Musicals über Marilyn Monroe, die ein Eigenleben entwickelt und realistische Chancen hat, am Broadway gezeigt zu werden. Sympathische und starke Charaktere, durchaus nachvollziehbare, künstlerische Eigenheiten und nur allzu alltägliche Gefühlswirrungen und dadurch ausgelöste Kurzschlusshandlungen machen diese TV-Serie zu einer kurzweiligen Abendunterhaltung. Man möchte auf jeden Fall wissen, wie es weitergeht. Der unterschwellige Suchtfaktor, den die bunte, unbeschwerte Musicalwelt auf Zuschauer ausübt, wird hier clever eingesetzt. Dass dieses Business alles andere als schillernd ist, sondern von harter Konkurrenz, starken Egos und vielen Rückschlägen geprägt ist, wird bei „Smash“ eindrucksvoll dargestellt.

Tom (Christian Borle) und Julia (Debra Messing) ergänzen sich als Komponist und Texterin perfekt. Sie haben einige kleine Musicals geschrieben und entwickeln die Idee zu einem Musical über die sagenumwobene Stilikone Marilyn Monroe.

Toms übereifriger Assistent Ellis (Jaime Cepero), bzw. dessen Mutter, der er den Mitschnitt einfach so geschickt hat, veröffentlicht den ersten Song im Internet und das positiven Kritiken überschlagen sich.

Eigentlich wollten Julia und ihr Mann Frank (Brian d’Arcy James) sich um eine lange geplante Adoption kümmern, doch das Projekt „Marilyn“ ist für Julia dann doch verlockender.

Eileen (Anjelica Houston), mit der die beiden schon in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben, sieht das Projekt als DIE Chance, ihrem baldigen Exmann eins auszuwischen. Leider hat sie dabei nicht mit seiner Härte gerechnet. Als er ihr den Geldhahn zudreht und alle Kontakte ,vergiftet‘, stößt sie an ihre Grenzen.

Als Regisseur wird Derek Wills (Jack Davenport) gewonnen, der aber schon während der Auditions seinen ,Starstatus‘ ausspielt. Anstatt der von Tom favorisierten Ivy Lynn (Megan Hilty) will er die komplett unerfahrene Karen Cartwright (Katharine McPhee) für die Workshops engagieren. Ivy setzt ihre Reize jedoch sehr überzeugend ein und auch ihre Bühnenerfahrung trägt dazu bei, dass sie für die Hauptrolle engagiert wird. Karen wird immerhin die Zweitbesetzung. Während Karen dies immer noch als große Chance wahrnimmt, stehen bei Ivy Eifersucht, Neid und Missgunst im Vordergrund. Sie lässt nichts unversucht, die ungeliebte Konkurrentin loszuwerden.

Gegen alle Widrigkeiten nimmt das Stück Formen an: Erste Songs werden inszeniert, Choreographien erdacht und Julia und Tom schreiben unter Hochdruck an ihrem immer noch unfertigen Musical.

Um das Stück potentiellen Geldgebern zeigen zu können, werden weitere Künstler engagiert. Einer von ihnen ist Michael Swift (Will Chase), mit dem Julia vor einigen Jahren eine Affäre hatte. Die Gefühle der beiden füreinander sind aber bei weitem nicht erloschen und sowohl Julia als auch Michael setzen erneut ihre Ehen aufs Spiel.

Ivy wickelt unterdes Derek zumindest vermeintlich um den Finger. Man ist sich nie ganz sicher, ob er sie nur ausnutzt. Eines ist jedoch klar: Ivy stellt sich mit ihrer krankhaften Eifersucht, ihrem mangelnden Selbstbewusstsein und ihrer Geltungssucht selbst ein Bein – beruflich wie privat. Sie ist eine richtige Drama-Queen und identifiziert sich immer mehr mit ihrem Bühnen Alter Ego – bis hin zur Tablettensucht.

Der Workshop hat nicht den gewünschten Erfolg. Während das Kreativteam zu sehr mit seinen privaten Problemen befasst ist (Julia versucht mit allen Mitteln, ihren Mann zurückzugewinnen und muss miterleben, wie ihr halbwüchsiger Sohn mit Drogen experimentiert, während Tom die erfolgreichen Verkupplungsversuche mit einem gut situierten Anwalt geniesst, sich aber parallel immer mehr in einen der Tänzer verguckt.), beschreitet Derek einen anderen Weg und probiert ohne das Wissen des „Marilyn“-Teams eine andere musikalische Richtung aus. Als er das Ergebnis, für dessen Umsetzung er Karen überzeugt, Eileen, Tom und Julia präsentiert, kommt es zum Eklat. Das ganze Projekt droht zu scheitern.

Um die geplanten Probevorstellungen doch noch aufführen zu können und das Musical vor Publikum auszuprobieren, engagiert Derek die berühmte Filmschauspielerin Rebecca Duval (Uma Thurman) für die Hauptrolle. Leider kann diese weder singen noch hat sie Ahnung vom Musicalschauspiel. Allerdings zieht sie die naive Karen in ihren Bann und sorgt so dafür, dass diese ihre Beziehung zum aufstrebenden Pressesprecher Dev (Raza Jaffrey) vernachlässigt.

Nach einigen weiteren emotionalen Loopings findet der Tryout statt – bis zum Schluss bleibt jedoch unklar, wer die Hauptrolle spielen wird. Ivy zerbricht fast an diesem Druck und so steht Karen als Marilyn auf der Bühne und führt das Ensemble zum Erfolg.

Damit endet die 1. Staffel von „Smash“. Doch die Dramen für die Fortsetzung werfen deutlich sichtbar ihre Schatten voraus…

 „Smash“ liefert tatsächlich einen guten Einblick hinter die Kulissen der Theaterwelt. Ob allerdings alles so dramatisch, die Charaktere so exzentrisch und klischeekonform sind, darf gern bezweifelt werden.

Dem Team um Produzent Steven Spielberg ist es auf jeden Fall gelungen, den Entstehungsprozess einen Musicals auf sehr ungewöhnliche Weise nachzuzeichnen: Während man in einigen Szenen das Rohmaterial zu sehen bekommt, die ersten Tanzschritte, einzelne Songsequenzen, werden im nächsten Moment komplett durchgestylte, perfekt choreographierte und mitreißend inszenierte und intonierte Szenen aus „Marilyn“ gezeigt. Man erkennt das Potential der Hauptdarstellerinnen, die Energie, die vom Ensemble ausgeht und ist als Zuschauer Teil eines Geschehens, das man normalerweise nie zu sehen bekommt. Ganz zu schweigen von den eingängigen Melodien.

Musical ist Blut, Schweiß und Tränen – und das nicht nur im übertragenen Sinn. Musical ist Drama, Emotion, und knallhartes Business. „Smash“ streift diese Themen aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Schauspieler und Sänger, die für die Serie engagiert worden, verfügen teilweise selbst über Broadway-Erfahrung und sorgen für eine gewisse Authentizität und Glaubwürdigkeit.

Megan Hilty konnte schon in „Wicked“ ihr Zickenpotential beweisen. Als Ivy setzt sie ihre Reize gekonnt ein, überzeugt stimmlich wie optisch und ihr gelingt die emotionale Achterbahnfahrt von der Geliebten des Regisseurs zur verletzten Künstlerin, die immer im Schatten ihrer Mutter stand, exzellent.

Dass Katharine McPhee singen kann, bewies sie 2006 ganz Amerika als Siegerin von „American Idol“. Sie verleiht dem Landei Karen große Natürlichkeit und viel Menschlichkeit, sie ist das typische stille Wasser, das durch eine unerwartete Tiefe überrascht.

Jack Davenport (den meisten bekannt aus „Fluch der Karibik“) überzeugt als cleverer, zielstrebiger Regisseur, der nichts anbrennen lässt. Debra Messing („Will & Grace“) zeigt sich in „Smash“ selten von ihrer komischen Seite, dafür umso mehr von ihrer emotionalen Seite – sowohl als besorgte Mutter, als auch als leidenschaftliche Geliebte und reumütige Ehefrau.

Wirklich große Broadway-Namen findet man in den Nebenrollen: Will Chase, Brian d‘Arcy James, Ann Harada, Bernadette Peters, Nick Jonas – sie alle bringen echten Broadway-Glamour ins Fernsehen.

Der Castingabteilung kann man nur gratulieren, denn die Hauptfiguren und namhaften Nebenrollen wurden exzellent besetzt. Jeder Charakter ist gut getroffen und die speziellen Eigenschaften wurden vom Regieteam Michael Mayer und Michael Morris mit viel Sinn fürs Detail ausgearbeitet.

„Smash“ gehört zu den wenigen kurzweiligen TV-Serien, von denen man sich 15 Folgen direkt am Stück anschauen kann. Die musikalische Auflockerung, die wunderbaren Unikate des Musicalbusiness – davon möchte man mehr sehen.

Auch das Bonusmaterial zur 1. Staffel von „Smash“ ist umfangreich und gelungen. Neben „Deleted Scenes“ und spaßigen Outtakes wird ausführlich auf „Song and Dance“ und das Mysterium Marilyn Monroe eingegangen.

In den USA läuft die zweite Staffel bereits seit Februar 2013 im TV. Man darf hoffen, dass es nicht wieder 11 Monate dauert, bevor die Fortsetzung im deutschen Fernsehen gezeigt wird.

Michaela Flint

Regie: Michael Mayer / Michael Morris
Darsteller: Christian Borle, Jack Davenport, Megan Hilty, Anjelica Huston, Katharine McPhee, Debra Messing, Raza Jaffrey
Musik: Marc Shaiman, Scott Wittman, Chris Baco
Verleih / Fotos: Universal Television

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