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Schmidt-Wintergala

Einer lieb gewonnenen Tradition folgend, lädt das Schmidt Theater auch in diesem Jahr zur großen „Schmidt-Wintergala“ ein. Als Moderator und Gastgeber einer bunten, fröhlichen Varieté-Show steht auch in diesem Fall Kay Ray auf der Bühne. Und genau das ist auch der erste Knackpunkt: Kay Ray polarisiert. Entweder man mag seine rotzfrechen, bitterbösen, schamlosen Kommentare oder man wendet sich angewidert ab und sieht zu, dass man das Theater möglichst schnell wieder verlässt. Der Mann macht keine Gefangenen und nimmt ganz sicher auf niemanden Rücksicht! Befindlichkeiten sind bei Kay Ray fehl am Platz.

Dies vorausgeschickt und wenn man sich auf den rabenschwarzen, pointierten Humor von Kay Ray einlässt (was ich mit großer Freude mache), hat man einen abwechslungsreichen Abend vor sich, der erstaunlich musikalisch daherkommt. Nicht nur der Moderator selbst strapaziert seine erstaunlich trainierten Stimmbänder, gleich drei seiner Gäste geben ebenfalls das ein oder andere Liedchen zum Besten.

Den Auftakt macht El Mago Masin, der seine mehr oder weniger sinnfreien Kommentare zum Weltgeschehen in ein sehr gutes Singer-Songwriter Kostüm kleidet. Im folgt auf dem Fuß der Soulcomedian Marius Jung. Jung spielt mit Klischees und bindet diese in musikalische Zusammenhänge. Leider kommen nicht alle Gags beim Publikum an und auch gesanglich ist sicherlich noch Luft nach oben.

Die Jongleure „Spot the Drop“ sorgen für Staunen im Publikum. Die beiden Künstler werfen sich nicht nur die sprichwörtlichen Bälle zu, sondern auch noch Kegel. Das alles in einer Geschwindigkeit, die den Zuschauer an den Gesetzen der Physik zweifeln lässt.

Direkt nach der Pause wird es wieder laut: Carolin Fortenbacher, ihre Show mit Kay Ray gehört inzwischen zum festen Repertoire des Schmidt Theaters, singt ihren Song „Hinterm Ozean“. Warum erneut ihre Lady Gaga Parodie ins Programm  aufgenommen wurde, ist fraglich, denn gut ist leider irgendwie anders.

Dass die Musicaldarstellerin mit Kay Ray auf einer Welle surft, wird direkt in die Wintergala eingebaut und beide moderieren den nächsten Abschnitt gemeinsam. Die lustigen Einspieler von Versprechern im Radio wirken hier allerdings sehr fehl am Platz. Diese 10 Minuten hätte man sicherlich auch künstlerisch unterhaltsamer füllen können – denn das Potential einen ganzen Abend zu bestreiten, müssen die beiden nicht mehr beweisen.

Dafür kommen die Kostüme der beiden Paradiesvögel umso mehr zur Geltung: Sowohl Kay Rays schillernde Anzüge als auch Carolin Fortenbachers (noch nicht gänzlich erprobtes) Multifunktionskleid geben der Wintergala einen zugegebenermaßen speziellen, aber nicht weniger festlichen Rahmen.

Der anschließende Act ist magisch: Gaston zaubert tatsächlich schneller als er reden kann. Man rätselt, wie die in schneller Abfolge präsentierten Tricks funktionieren – und plötzlich lässt er es auch noch schneien. Passend zum Motto des Abends!

Zum Finale hin kann sich das Publikum einmal mehr den Spiegel von Wolfgang Trepper – dem miesepetrigen, missgünstigen Schnellsprecher – vorhalten. Es gibt nichts, zu dem Trepper nicht auch eine Meinung hat. Und die behält er ganz sicher nicht für sich. Dieser Humor ist vermutlich ebenfalls nicht jedermanns Sache, aber wer Kay Ray erträgt, kann sich bei Wolfgang Trepper schon fast erholen.

EIn Wort noch zu Kay Ray: Als Wiederholungstäter in Sachen „Schmidt Theater Besuch“ kommen einem viele Gags des schrillen Künstlers durchaus bekannt vor. Das muss sie nicht schlechter machen, weckt aber mit der Zeit den Wunsch nach Neuem.

Zum Schluss wird dann von allen Beteiligten noch ein schönes Weihnachtslied geträllert – bloß die Winterstimmung will bei unserem trockenen, hellen November 2011 nicht aufkommen. Aber wenn stört das schon: Immerhin wurden wir mehr als zweieinhalb Stunden köstlich unterhalten.

Michaela Flint

Theater: Schmidt Theater, Hamburg
Premiere: 16. November 2011
Moderation: Kay Ray
Künstler: Carolin Fortenbacher, William Danne, Wolfgang Trepper u. a.
Fotos: Oliver Fantitsch
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