Das Live-Album von „Rebecca“ erfüllt alle Erwartungen und beeindruckt durch seine Klarheit
Musicalfans wird es freuen, dass trotz der knapp einjährigen Spielzeit ein Live-Mitschnitt der Stuttgarter Inszenierung von Michael Kunzes und Sylvester Levays „Rebecca“ produziert wurde. Das Ergebnis kann sich zweifelsohne hören lassen. Im Palladium Theater wurde die komplette Vorstellung aufgenommen und hinterher mit allen technischen Finessen abgemischt, so dass auch kritische Hörer keinen Grund zur Klage haben. Die Nebengeräusche auf der Bühne sind auf ein Minimum reduziert, die Applauspausen wohl dosiert und aus dem Orchester hört man einzelne Instrumente heraus und die Stimmen der Sänger sind glasklar.
Durch das Einfangen des Bühnengeschehens kommen Emotionen noch deutlicher zur Geltung. Valerie Link gelingt der Wandel von der naiven Gesellschafterin zur starken Frau an Maxim de Winters Seite auch akustisch eindrucksvoll.
Jan Ammann kann seine stimmliche Vielseitigkeit sowohl als verliebter, fürsorglicher Maxim als auch als verletzter, gehörnter Witwer von Rebecca beweisen. Sein warmer, voller Bariton ermöglicht es, Maxims Gefühlsachterbahn beim bloßen Anhören nachzuempfinden.
Pia Douwes geht vollkommen in ihrer Rolle als Rebeccas Vertraute Mrs. Danvers auf. Ihre Kälte gegenüber der jungen neuen Mrs. de Winter jagt dem Zuhörer Schauer über den Rücken. Die Energie und unbedingte Loyalität von Mrs. Danvers zu ihrer verstorbenen Herrin drückt Douwes in jedem Ton aus.
Kerstin Ibald, Isabel Dörfler, Hannes Staffler, Jörg Neubauer und Daniele Nonnis überzeugen in ihren Nebenrollen, wobei sich vor allem Kerstin Ibald mit „Die Stärke einer Frau“ im Gehör festsetzt. Nicht zu vergessen, Ensemble und Orchester, denen in allen Musicals von Levay / Kunze die Rolle des umspannenden, verbindenden Elements zukommt.
Die Gesamtaufnahme mit ihren 48 Songs vermittelt mehr als nur einen guten Eindruck des Stücks. Vielmehr gelingt es, den Zuhörer in die Handlung hineinzuziehen. Genauso wünscht man sich eine Musical-CD.
Michaela Flint