Palastrevue

Es ist bekannt, dass man von Max Raabe und dem Palast Orchester höchste musikalische Qualität erwarten kann. Gepaart mit Max Raabe’s pointierten Texten ist ein unterhaltsamer Abend vorprogrammiert.

Der über alle Maßen charmante Westfale zieht mit seiner nonchalanten Art Verehrerinnen jeglichen Alters an. Von jungen Damen Anfang 20 bis hin zu potentiellen Schwiegermüttern deutlich älteren Semesters war bei der Deutschlandpremiere der »Palastrevue« im Hamburger Thalia Theater alles vertreten.

Der gewählte Name »Palastrevue« ließ für das neue Programm Großes vermuten: eine Ausweitung der Comedy-Einlagen des Palast Orchesters, vielleicht sogar ein Tanzensemble, das die Revue zum Leben erweckt oder gar neu komponierte Musikstücke aus der Feder des Herrn Raabe – alles schien möglich.

Und tatsächlich wurde neben bewährten Showstoppern wie „Sexbomb“ oder „Die drei kleinen Schweinchen“ mit Hilfe eines originellen Bühnenbildes, Tänzerinnen und neuen Eigenkompositionen ein Programm kreiert, das die Bezeichnung „Revue“ absolut verdient.

Gekonnt stilvoll in musikalische oder inhaltliche Themen unterteilt, spannt die »Palastrevue« einen Bogen vom klassischen Chanson über Volksmusik und Filmmusik bis hin zu moderner Popmusik. Alles auf unnachahmliche Weise präsentiert von Bariton und Komponist/Texter Max Raabe, dem der Frack – gleich ob schwarz oder weiß – so gut steht, dass man ihn sich kaum im Freizeitlook à la Jeans & T-Shirt vorzustellen vermag.

Der formvollendet galante 40-Jährige wacht mit Argustaugen über die Darbietungen seines Orchesters, die selbstredend 100% perfekt sein müssen. Doch auch der scheinbar unfehlbare Entertainer muss Situationen hinnehmen, in denen ihm die vollständige Kontrolle über das Bühnengeschehen entgleitet. Zum Beispiel, wenn die venezianische „O sole mio“-Gondel, aufgrund dem Publikum verborgener technischer Probleme, den Hauptdarsteller mit „Verspätung“ auf die Bühne bringt oder er anstatt im Scheinwerferlicht, den einen oder anderen Kalauer im Dunkeln erzählen muss… In solchen Momenten ringt auch der Perfektionist Raabe mit der Fassung und kann sich ein Lachen kaum verkneifen.

Aber Max Raabe’s Saubermann-Image nimmt durch diese Mini-Pannen keinen Schaden; er meistert diese gekonnt professionell und geht schnell zum nächsten Programmpunkt über.

Das Bühnenbild von Burkhard Lüdtke trägt der bewährten Orchesterplatzierung in zwei Treppenaufgängen zu beiden Seiten der Bühne Rechnung. Ob nun Venedig inklusive Rialtobrücke und zahlreichen Gondeln oder die Häuserschluchten New Yorks – die Kulissen sind mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet und ergänzen das charmante Gesamtbild ideal. Die im Hintergrund angebrachte Leinwand ermöglicht dem Lichtdesigner wahlweise vorbeiziehende Wolken oder romantische Sonnenuntergänge sowie effektvolle Schattenspiele wie beim Foxtrott „Salomé“.

Die abwechslungsreichen, farbenfrohen Kostüme des Tanzensembles bilden einen erfrischenden Kontrast zu den „Pinguin“-Kostümen der Orchestermitglieder.

Das Gesamtbild der »Palastrevue« ist rund und äußerst geschmackvoll. Die Anmoderationen von Max Raabe sind genial und sprühen vor Wortwitz und unerwarteter Wendungen. Dass viele Elemente der »Palastrevue« aus dem bewährten Repertoire des Palast Orchesters übernommen wurden, fällt bei der dargebotenen Perfektion kaum ins Gewicht.

Michaela Flint
veröffentlicht auf musicalzentrale.de

Theater: Thalia Theater, Hamburg
Premiere: Januar 2004
Darsteller: Max Raabe
Musik: Das Palastorchester
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