Imposantes Musicalspektakel
Rob Marshall weiß ganz offensichtlich, wie man Frauen in Szene setzt. Zumindest gelingt ihm das mit der Verfilmung der Broadway-Erfolges „Nine“ hervorragend.
Arthur Kopits Buch orientiert sich an Federico Fellinis Film „8 1/2“ und beschreibt die Midlife Crisis des erfolgreichen, aber nicht minder selbstzweifelnden Regisseur Guido Contini. Er ist beruflich ganz oben angekommen, genießt das Leben mit Ehefrau, Muse und den weiblichen Hauptdarstellerinnen seiner Filme. Er hat eine Arbeitsblockade und flüchtet sich in Zwiegespräche mit seiner Mutter oder ersinnt pompöse Szenerien, in denen die Damen seines Lebens die Hauptfiguren sind.
Alles gipfelt in einem Selbstmordversuch seiner Affäre und dem Eingeständnis am Filmset, dass es das Drehbuch für den Film, für den bereits Kostümproben und Castings stattgefunden haben, nicht gibt.
Rob Marshall hat für seine Vision des Musical-Hits eine Starbesetzung der ersten Riege Hollywoods gecastet. Daniel Day-Lewis ist als verzweifelter Guido Contini umringt von der Crème de la Crème an Schauspiellerinnen: Sophia L
oren spielt seine tote Mutter, Judi Dench steht ihm als mütterliche Beraterin und Kostümdesignerin Lilli La Fleur zurseite. Die bezaubernde Marion Cotillard hat die schwere Aufgabe, die gehörnte Ehefrau Luisa Contini zu verkörpern. Penélope Cruz ist Continis Geliebte Carla Albanese, die sich mit ihrer Rolle aus schmückendes Beiwerk nicht abfinden möchte. Fergie („Black Eyed Peas“) taucht als Saraghina, eine junge Frau aus Kindertagen Guidos auf. Seine Muse wird von Nicole Kidman als Claudia Jenssen dargestellt. Bleibt noch Kate Hudson als Journalistin Stephanie, die dem Regisseur ebenfalls gänzlich verfällt.
Jede dieser sieben Frauen taucht im Laufe der Zeit vor Guidos geistigem Auge: In Form von Erinnerungen an seine Kindheit, wo er als Neunjähriger die Welt der Frauen und des Theaters kennen- und liebenlernte. Als eingebildete Gesprächspartnerin. Als Hauptfigur in seinem noch nicht einmal im Ansatz existierenden Film. Dabei schreibt er jeder Frau eine andere Epoche, einen anderen Musikstil zu. Die Frauen eint, dass sie sich alle um Guido sorgen – in seiner Phantasie natürlich vorrangig, da sie ihn für unwiderstehlich halten.
In seiner Gedankenwelt merkt Guido nicht, wie sehr er sich von den Menschen in seiner Umgebung entfernt und wie stark er sie – vor allem seine Frau – verletzt. Es kommt, was kommen muss: Luisa verlässt Guido und er zieht sich in sich selbst zurück. Es dauert einige Jahre, bevor er wieder an die Cinecittà Film Studios zurückkehrt. Der Film endet mit dem Beginn der lange überfälligen Dreharbeiten.
Obwohl es in diesem Film vordergründig um einen Mann und sein ausschweifendes Leben geht, werden die Damen keinesfalls billig in Szene gesetzt. Im Gegenteil: So stilvoll und leidenschaftlich-erotisch hat man die oben genannten Protagonistinnen sicherlich lange nicht gesehen.
Am schauspielerischen Können aller Darsteller gibt es zu keiner Sekunde etwas zu deuteln. Allesamt sind großartig. Auch gesanglich müssen sich die Damen mit Herr nicht verstecken. Kein Wunder also, dass „Nine“ für vier Oscars nominiert wurde. Auch wenn der Musical-Film dabei leer ausging, lohnt sich der Griff ins DVD-Regal.
Michaela Flint
Darsteller: Daniel Day-Lewis, Marion Cottilard, Penelope Cruz, Judi Dench, Kate Hudson, Nicole Kidman, Sophie Loren, Stacy Ferguson
Musik: Maury Yeston
Verleih / Fotos: Senator Home Entertainment