home 2016 Gut umgesetztes Kinderstück, das auch ohne Musik funktioniert

Gut umgesetztes Kinderstück, das auch ohne Musik funktioniert

Bereits im April zeigte die Musical Arts Academy in Mainz das, was sie im Sommer 2016 bei den Burgfestspielen in Alzenau auf die Bühne bringen wird.

Otfried Preußlers „Kleine Hexe“ zaubert sich auf charmante Art durch ihr Leben, um bei der nächsten Walpurgisnacht auch endlich mit den großen Hexen auf dem Blocksberg tanzen zu dürfen. Obwohl sie weiß, dass sie mit 127 Jahren noch viel zu jung ist, schleicht sie sich beim Hexentanz ein. Sie wird ertappt und muss nun binnen Jahresfrist beweisen, dass sie der Ehre auf dem Blocksberg zu tanzen, gewachsen ist. Leider ist die junge Hexe herzensgut und deshalb tut sie mit ihrer Hexenkunst nur Gutes. Das schmeckt den großen Hexen so gar nicht, denn für sie gilt: „Eine gute Hexe tut Böses!“ Doch mithilfe ihres Freundes Abraxas, dem Raben, versucht die kleine Hexe alles, um die eifersüchtige Wetterhexe Rumpumpel und die Oberhexe von ihrem Können zu überzeugen.

Sol Spies steht als Kleine Hexe auf der Bühne der Alten Waggonfabrik. Sie ist sehr wissbegierig und entschlossen, liebevoll tollpatschig, frech und mehr als nur ein bisschen naiv. Sie spielt sehr überzeugend und sammelt durch ihre offene, frische Art viele Sympathiepunkte. Ihren Kumpel, den Raben Abraxas, spielt László Nagy. Er ist quirlig und freundschaftlich-fürsorglich; sein Spiel wirkt aber in einigen Szene doch etwas aufgesetzt.

Die fünf großen Hexen verbreiten durch ihre animalische Art Schrecken. Sie erinnern in ihren Bewegungen sehr an Affen. Ihre farbenfrohen Kostüme (Nathalie Meyer) sind jedoch sehr gelungen und sowohl in Farbe als auch Details (inkl. Besen) exzellent aufeinander abgestimmt.

Zwischen den Szenen wird Übergangsmusik eingespielt, die aber kompositorisch nicht zum Thema passt und daher den Spielfluss meist eher stört.

Drei der Hexen sind in mehreren Rollen zu sehen. Herausragend ist hierbei Amina-Marjam Liedtke, die als Nebelhexe richtig fies sein kann, aber als Billiger Jakob und Maronimann schauspielerisch und gesanglich an diesem Nachmittag Maßstäbe setzt.

Nathalie Hack versucht als Hexe Rumpumpel der kleinen Hexe alle möglichen Steine in den Weg zu legen und verpetzt ihre guten Taten an die Oberhexe (Dorothee Weingarten). Gemeinsam mit der Berghexe (Christin Reiter) und der Sumpfhexe (Valerie Wilhelm) sinnen sie auf eine angemessene Strafe. Doch die kleine Hexe überlistet die großen Hexen und setzt sich gegen sie durch.

Musikalisch bietet dieses Stück leider kaum Erwähnenswertes. Da hätte man sich von einer Musical Academy doch mehr erhofft. Im Gedächtnis bleibt nur der Song „Wer zuletzt lacht“, den die kleine Hexe kurz vor dem Finale singt. Ansonsten überwiegt das Schauspiel, gespickt mit sehr kurzen angedeuteten Gesangssequenzen. Auch tänzerisch passiert in der „Kleinen Hexe“ nicht viel. Der Ritt der großen Hexen auf ihren Besen zur Walpurgisnacht erinnert eher an ein unkoordiniertes Durcheinander als an eine ausgeklügelte Choreographie.

Was bleibt ist das mitreißende, sympathische Spiel von Sol Spies und die hervorragende Gesamtleistung von Amina-Marjam Liedtke. Die Viertsemester empfehlen sich mit ihrer starken Charakterleistung für entsprechend anspruchsvolle Rollen im Musicalbusiness und man darf gespannt sein, wo man sie in den kommenden Spielzeiten sehen wird.

Michaela Flint

Theater: Musical Arts Academy of the performing Arts, Mainz
Besuchte Vorstellung: 16. April 2016
Darsteller: 2. und 4. Semester der Academy
Musik / Regie: J. Mahlstedt / U. Cyran
Fotos: Sabrina Feige