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Gefährliche Liebschaften

Marc Schubring und Wolfgang Adenberg beherrschen die komplette Bandbreite des Musicals. Weder thematisch noch musikalisch lässt sich das Team festlegen. Das haben sie schon früh mit ihrem Familienmusical „Emil und die Detektive“ bewiesen. Zu ihren bekanntesten Stücken gehörten in den letzten Jahren „Moulin Rouge Story“ und „Zum Sterben schön“.

Dass sie auch komplexe Stoffe nicht scheuen und gekonnt für die Musicalbühne adaptieren, zeigt „Gefährliche Liebschaften“, welches sie im Auftrag des Staatstheaters am Gärtnerplatz (München) schrieben und für das sie beim Deutschen Musical Theater Preis 2015 fünf Trophäen (u. a. für „Bestes Musical“ und „Beste Musik“) erhielten.

Die Handlung ist dank der Hollywood-Verfilmung mit Glenn Close und John Malkovich (1988) einem breiten Publikum hinlänglich bekannt. Von einer zusammengefassten oder gekürzten Bühnenversion kann man im Fall von Schubrings und Adenbergs Werk nicht sprechen. Die beiden CDs dieser Live-Aufnahme enthalten 44 Songs und man vermisst keine Sekunde der abwechslungsreichen Geschichte der Marquise de Merteuil, des Vicomte de Valmont und Madame de Tourvel.

Auffällig sind die vielen Dialoge, welche die – immer musikalisch untermalt – Beziehungen zwischen den Charakteren um ein Vielfaches deutlicher machen als es einzelne Schwerpunkt-Songs könnten. Beim ersten Anhören kann das viele „Gerede“ durchaus irritieren, doch im Hinblick auf die Entwicklung des Geschehens ist es sehr hilfreich.

Schubring wird mit seinen Kompositionen der dramatischen Handlung genauso gerecht wie den romantisch-verspielten Passagen. Der scheinbar spielerische Wechsel zwischen symphonischem Orchester und dem zarten, zerbrechlichen Klang einer einzelnen Geige hält den Spannungsbogen während des ganzen Abspielens aufrecht. Man kann die Veränderungen und teilweise schwierigen Entscheidungsprozesse der Protagonisten auch musikalisch gut nachvollziehen.

Adenbergs Texte sind stilsicher, und Zeit und Thema der Handlung angemessen ausgewählt. Das CD-Booklet ermöglicht es, jeden Songtext nachzulesen. Vielfach kann man erst so wirklich nachvollziehen, wie schwierig es sein muss, Text und Melodie in Einklang zu bringen.

Die Besetzung der Hauptdarsteller ist exzellent: Anna Montanaro als intrigante Marquise de Merteuil, Armin Kahl als verführerischer Vicomte de Valmont und Julia Klotz als hilflose Madame de Tourvel überzeugen durch pointierte stimmliche Anpassung. Allen gelingt es immer genau das richtige Gefühl zu transportieren – sowohl während der gesungenen Passagen als auch während der Dialoge. Gleiches gilt für Anja Haeseli und Florian Peters, die ihre Rollen als Cécile und Danceny mit viel jugendlichem Charme und Naivität interpretieren.

Einmal mehr macht die bloße CD neugierig und man möchte das Stück unbedingt live auf der Bühne sehen.

Michaela Flint