Flying Bach

Ganz neu ist die Idee zugegebenermaßen nicht: Man nehme klassische Musik und kombiniere sie mit zeitgenössischem Tanz. Das funktioniert mit „Swan Lake Reloaded“ ausgezeichnet und auch bei „Rock the Ballet“, in dem moderne Musik mit klassischen Ballettelementen verknüpft werden, funktioniert dieser Mix.

Für „Flying Bach“, gesponsort von dem angeblich Flügel verleihenden Energy Drink ,Red Bull‘, hat sich Regisseur und Pianist Christoph Hagel überlegt, die mehrfachen Breakdance-Weltmeister „Flying Steps“ zu 12 Fugen für Klavier und Cembalo aus der Feder Johann Sebastian Bachs tanzen zu lassen. Damit es nicht zu eindimensional wird, hat man noch Primaballerina hinzugeholt.

12 Fugen klingt nicht nach besonders viel, und so dauert die Show auch keine 80 Minuten. Bis zu acht Break Dancer wirbeln in verschiedenen Choreographien mal mit mal ohne weiblichen Mittelpunkt über die Bühne.

Wobei sich das Wirbeln ehrlich gesagt auf 4-5 kurze, intensive Sequenzen beschränkt und ansonsten eher weniger spannende Choreographien dargeboten werden. Ja, es gibt quietschende Sohlen auf dem Bühnenboden der Alten Oper, es werden beeindruckende Headspins gezeigt und das Publikum bekommt einen Eindruck, warum die „Flying Steps“ wiederholt Weltmeister ihres Fachs geworden sind. Auch die Integration von Ballett bzw. Modern Dance mit Break Dance klappt in einigen Szenen, wie beispielsweise dem Pas de Deux zu Cembalo-Klängen, ganz gut. Leider sind aber oftmals die Bewegungsabläufe auch innerhalb der Break Dancer nicht sehr synchron. Zudem wiederholen sich die Choreographien mehrfach. An Weltmeister darf man aber durchaus eine andere Erwartungshaltung haben, oder?

In einigen Szenen werden die Tänzer live am Klavier oder Cembalo begleitet, häufig werden aber auch schmissige Beats vom Band eingespielt, die deutlich besser zum rhythmischen Break Dance und seinen Hip Hop Elementen passen. Doch es erklingt auch klassische Musik vom Band und da fragt sich das Publikum zu Recht, warum Christoph Hagel mit auf der Bühne ist, wenn er doch nur drei oder vier Mal in die Tasten greift. Aber ganz offensichtlich hat dieser Herr ein großes Geltungsbedürfnis, denn anders ist es nicht zu erklären, dass er sich beim Schlussapplaus in die Mitte seiner Tänzer stellt und feiern lässt, obwohl es eigentlich die Tänzer sein müssten, die im Mittelpunkt stehen.

Die komplette Rückseite der Bühne – in diesem Fall inklusive der beeindruckenden Orgel – wird mit Grafik-Projektionen bespielt, die sich im Laufe der sehr kurzen Show mehrfach wiederholen. Auch hier ist die grundsätzliche Idee gut, die Umsetzung jedoch wenig ansprechend. Positiv und sicherlich nicht an jedem Standort möglich ist jedoch die Einbindung der Orgel Zur „Toccata in D-Moll“. So macht Bach Spaß!

Nach knapp einer Stunde und zu den Klängen von Bachs berühmtesten Stücken kommt dann zum ersten Mal etwas Leben in den Zuschauerraum und es gibt Jubelrufe und anhaltenden Zwischenapplaus. Das ist aber bei einer Showlänge von 80 Minuten eindeutig zu spät. Dass dann die Zugabe „Beggin“ von Madcon ist, spricht einmal mehr Bände.

Am Ende bleibt ein fader Beigeschmack: Es gibt schöne Ideen wie das Werben der Break Dancer um die Balletttänzerin. Doch einige wenige Momente reichen nicht, um mit dieser Tanzshow vollends zu überzeugen.

Michaela Flint

Theater: Alte Oper, Frankfurt
Premiere: 19. Juni 2015
Tänzer: Flying Steps
Idee: Vartan Bassil
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