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Farbenblind

Berührende Geschichten auf höchstem Niveau intoniert

Dass Jan Ammann eine der lyrischsten Stimmfarben auf dem deutschen Musicalmarkt hat, bewies er bereits auf seinem letzten Album „Lampenfieber“ und zahlreichen Solokonzerten.

Mit seinem neuen Album „Farbenblind“ legt er ein abwechslungsreiches Song-Potpourri vor, in dem von Deutschpop über Chanson bis hin zu Jazz und Comedy alles enthalten ist. Das Besondere an dieser CD ist jedoch nicht allein die Vielseitigkeit der Stilrichtungen und das völlige Fehlen von Musicalklassikern. Vielmehr sind es die unterschiedlichen  Geschichten, die mit jedem einzelnen Stück erzählt werden. Mal muss man unweigerlich schmunzeln („Wellness“, „Hühnchen in Champagner“), mal kann man sich förmlich in den Song fallen und sich einfach nur treiben lassen („Horizont“).

Das Album stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass Musicaldarsteller nicht nur auf Musicalsongs festgelegt werden sollten. Jan Ammann kann sich ganz offensichtlich mit verschiedensten Stilrichtungen nicht nur arrangieren, sondern sehr überzeugend in die unterschiedlichen Genres hineinversetzen. Er erzählt die Songs sängerisch so einfühlsam, dass man meinen könnte, er hätte selbst Erlebtes in den Songs verarbeitet und die Stücke selbst geschrieben. Doch weit gefehlt. Zwölf der 14 Songs stammen aus der Feder von Thomas Zaufke und Rainer Bielfeldt – beide mehr als erfahrene Könner ihres Fachs. Kein Wunder, dass sie so gut ins Ohr gehen.

Auch die Instrumentierung ist sehr gelungen. Acht Musiker begleiten den Sänger mit lupenreinem Sound auf diesem in allen Bereichen sehr angenehmen Studioalbum. Man findet auch bei genauem Hinhören kein Haar in der sprichwörtlichen Suppe.

„Farbenblind“ ist keine Aneinanderreihung von Musicalhits, das Album erfüllt ganz sicher nicht die Erwartungen all jener, die zum x-ten Mal Jan Ammanns Interpretationen von König Ludwig II. oder Graf von Krolock hören möchten. Stattdessen erweitert Jan Ammann den Horizont seiner Zuhörer und wird sie mit dieser emotionalen Reise sicherlich begeistern.

Michaela Flint