Seit vielen Jahren gehört „Die große Weihnachtsshow“ fest zum Repertoire der Hamburger Stage School. Das First Stage Theater verwandelt sich alljährlich in einen Winter- und Weihnachtstraum: Deko-Fans finden sich hier in einem wahren Glitzerparadies wieder! Wirklich jeder Quadratzentimeter ist festlich geschmückt – einschließlich der Toilettenräume.
In diesem Jahr übernahm Kira Hehlemann die Regie der „Großen Weihnachtsshow“. Die Absolventin der Stage School durfte im vergangenen Jahr bereits „Die kleine Weihnachtsshow“ inszenieren und war auch bei „Footloose“ Mitglied des Kreativteams. Sie kennt also die Stage School, deren künstlerische und gestalterische Möglichkeiten sowie die Erwartungen des Publikums seit vielen Jahren aus dem Effeff.
Die diesjährige Weihnachtsshow beginnt mit Mias innigstem Weihnachtswunsch (ein Feuerwehrauto) und zeigt über knapp zwei Stunden das Leben und den Arbeitsalltag von Santas Elfen, die am Ende höchstselbst dafür sorgen, dass Mias Wunsch in Erfüllung geht.
Die 40 Nachwuchsdarsteller aus den drei aktuellen Jahrgängen der Stage School sorgen für viele Lacher, jede Menge (geplantes) Chaos und kurzweilige, musikalische Unterhaltung. Für die Abwechslung auf der Bühne sorgen auch die vielseitigen Choreografien von Adam M. Cooper: Von klassischen „Pas-de-deux“-Einlagen und schwungvollem Rock’n’Roll über Hip-Hop und federleichten Contemporary-Tänzen bis hin zu superschnellen, sehr präzisen „Arm-Choreografien“ ist alles vertreten. Die Schüler haben sichtbar ihre Stärken und Schwächen, aber in der Gesamtheit machen die Tanzszenen einen sehr guten Eindruck und das Publikum erfreut sich sowohl an der Kreativität Coopers als auch an der ansteckenden Energie der Darsteller (u. a. die drei Schneefeen zu „The Christmas Waltz“).
Auffällig ist, dass in diesem Jahr sehr viele Comedy-Nummern im Programm sind. Eigentlich sogar schon zu viele. Zudem sind die meisten von ihnen leider etwas langatmig. „Die Weihnachtsgeschichte“ von Martina Hill und Carolin Kebekus wird von Rike Wischhöfer und Torben Bach sehr unterhaltsam interpretiert. Die Gesangseinlage danach überspannt den Bogen jedoch. Auch die sehr freien Interpretationen bekannter Songs wie „Christmas Rhapsody“ nach Queens „Bohemian Rhapsody“ oder „Last / Vintage Christmas“ nach Whams Klassiker treffen sicherlich nicht jeden Geschmack.
Während Hehlemann im ersten Akt den Schwerpunkt auf teils recht plumpen Schenkelklopfhumor legt, wird es in der zweiten Hälfte des Abends musikalischer und weniger albern. Im Gegensatz zu Vorjahren stehen in diesem Jahr auffällig wenig Solisten im Mittelpunkt. Bei Songs wie „Applaus für Mrs. Claus“ („A hand for Mrs. Claus“ von Idina Menzel und Ariana Grande), „A Million Dreams“ aus „The Greatest Showman“ oder “Do you hear what I hear“ (Bing Crosby) erwartet man eigentlich eine solistische Darbietung. Doch die Songs werden von drei und mehr Damen vorgetragen, was in den Harmonien ganz fantastisch klingt, aber genauso offenbart, zu welcher Schülerin der Song am besten passt.
Eine tolle Szene mit großartiger Energie ist „White Winter Hymnal” (Fleet Foxes Cover): 8 Schüler übernehmen den A-cappella-Part an der Bühnenkante, während zahlreiche Mitschüler im Hintergrund dazu tanzen. Man weiß gar nicht, wo man hinschauen soll: Auf die sehr guten A-cappella-Künstler, deren sehr anspruchsvolle „Arm-Choreografie“ oder die Schüler im Hintergrund, die ebenfalls durch vielseitige Tanzfolgen begeistern? Allein mit diesem Stück zeigen die zukünftigen Absolventen der Stage School, welches Potential sie haben.
Als Finale haben Hehlemann und Cooper „Who’d I be“ aus “Shrek“ gewählt. Ein eher wenig bekannter Song, der zwar eine wunderschöne, sehr weihnachtliche Botschaft hat, aber das Publikum doch etwas „unbefriedigt“ zurücklässt. Bis zur Zugabe dauert es einigen Zuschauern leider schon fast zu lange, dabei lohnt sich das Warten auf jeden Fall!
Zum stimmungsvollen Gelingen des Abends trägt auch das Kostümdesign von Annabell Klaus und Kira Hehlemann sowie Dekorateur Nils Hagelstein bei. Die Elfen sind vielseitig gewandet und es macht Spaß, die vielen kleinen Details zu entdecken.
Von den Nachwuchskünstlern jemanden hervorzuheben, wäre auf Basis dieser Inszenierung nicht fair, denn es steht ganz klar die gelungene Gesamtleistung im Mittelpunkt. Die Show hätte weniger Comedy und mehr weihnachtliche Stimmung gut vertragen, nichtsdestoweniger erleben die Zuschauer einen abwechslungsreichen Abend in festlicher Umgebung.
Michaela Flint
erschienen in musicals – Das Musicalmagazin
Theater: First Stage Theater, Hamburg
Premiere: 7. November 2022
Darsteller: Studierende der Stage School of Music, Dance & Drama
Regie: Kira Hehlemann
Fotos: Dennis Mundkowski