home 2002 Eine amüsante, kurzweilige Reise durch Zeit und Raum

Eine amüsante, kurzweilige Reise durch Zeit und Raum

Am 13. September 2002 stand mit »Hot Stuff« erneut eine Eigenproduktion des Imperial Theaters in Hamburg auf dem Premierenplan. Für alle Gäste hieß dies, die guten alten Polyesteranzüge und -kleider aus dem Schrank zu holen, denn »Hot Stuff« versprach eine Revue zwischen ‚Saturday Night Fever’ und ‚Studio 54’, zwischen Baccara und Bee Gees.

Allein das Datum stimmte einige Besucher nachdenklich: Eine Premiere an einem Freitag den 13.? Und das in der sonst so abergläubischen Theaterbranche? Doch für die Premiere einer „Höllen-Show“ konnte es kaum ein besseres Datum geben als den auf Erden sagenumwobenen Freitag, den 13.

Das Imperial Theater erwartete die Premierengäste mit einem etwas zu überschwänglich in schwarz-roten Glitzer getauchten Theatersaal. Wer woher nicht wusste, worum es bei »Hot Stuff« gehen würde, wurde gleich mit der Eröffnungsnummer ‚That’s the way – I like it’ in die Welt von Horst und Gisela Hades entführt, was nichts anderes bedeutete als in die Hölle der 80er Jahre hinab zu steigen.

Die Handlung des Stücks ist in sich schlüssig und die 50 (!) darin verpackten – allesamt zum Mittanzen einladenden – Disco-Hits der 80er Jahre entwickeln sich auf teilweise sehr überraschende Art und Weise.

Kurz gesagt geht es um eine Wette zwischen Horst (Frank Thannhäuser) und seiner Ehefrau Gisela (Steffi Görtemöller) um die Vorherrschaft in der Hölle während der kommenden 1000 Jahre. Als Opfer ihrer Intrigen haben sich die beiden Rolf van der Latten (Sebastian Kraft) ausgesucht: einen jungen Autowäscher, der ein eher harmloses Leben mit seiner Freundin Rita (Katja Thiede) führt, aber insgeheim davon träumt, ein reicher und berühmter Popstar zu werden. Für die Erfüllung dieses Traums verkauft Rolf seine Seele an Gisela Hades, vergisst aber das Kleingedruckte im Vertrag zu lesen, was im folgenden zu einer Vielzahl amüsanter Verwicklungen führt.

Horst versucht alles, seiner Frau die Tour zu vermiesen, da ihm sein Wetteinsatz nicht gefällt. (Welcher Mann macht schon gern den Haushalt, während seine Frau die Firma leitet?)

Und dann ist da noch Lucy (Susi Banzhaf), die Tochter von Horst und Gisela, die – wie es sich für ein junges Höllenmädchen von nur 65 Jahren (!) gehört – lieber Studenten in Unglück stürzt als Intrigenspinnen in der Schule zu lernen. Lucy wird von ihrer Mutter mit höllisch sanfter Gewalt davon überzeugt, ihr dabei zu helfen, Rolf zu verführen. Leider geht Giselas Plan nicht ganz auf, denn Lucy verliebt sich in den naiven, sehr charmanten Rolf. Wie sich diese verworrene Geschichte auflöst, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Nur soviel sei gesagt: Mit witzig-frivolen Dialogen, verschiedensten Slapstick-Einlagen und dem allen Darstellern eigenen Improvisationstalent wurde das Premierenpublikum zu Lachanfällen und tosendem Applaus gebracht.

Nummern wie das Madonna-Medley, in dem die alles andere als biblisch-brave Lucy ‚Like a virgin’ versucht, Rolf für sich zu gewinnen oder ‚Copacabana’ als Einschlafgeschichte für Oberteufel Horst waren wirkliche Highlights des Abends!

 Die Choreographie von Sebastian Kraft ist eine bunte Mischung aus  eigener Kreation und Anleihen aus Musicals wie »Saturday Night Fever« oder »Oh! What a night«. Die beiden Tänzer Sodom &  Gomorrah alias Marco Heinrich und Jessica Neumann unterstützen die Darsteller auf der Bühne bei der teilweise erstaunlichen Umsetzung der Songs. Allein die Entwicklung von Rita hin zum Glamour Girl, das sein altes Leben (hinreißend interpretiert mit ‚She works hard for no money‘) mit ‚Diamonds are forever‘ hinter sich lässt, ist  absolut sehenswert. Auch in Songs wie ‚Evil‘ oder ‚No more tears‘  kommen die vielseitigen Talente des Ensembles hervorragend zum Ausdruck!

Lediglich die Abschlussnummer ‚Let’s party!‘ stockte noch einwenig.  Aber das Imperial ist bekannt dafür, dass die Stücke im Laufe der Zeit eine gewisse Eigendynamik entwickeln und von den anfänglichen Unebenheiten nach einigen Wochen nichts mehr zu merken ist.

Alles in allem hält »Hot Stuff«, was es verspricht: einen äußerst  unterhaltsamen Abend in der Disco-Hölle Imperial Theater!

Michaela Flint
veröffentlicht in blickpunkt musical

Theater: Imperial Theater, Hamburg
Premiere: 13. September 2002
Darsteller: Susi Banzhaf, Steffi Görtemöller, Sebastian Kraft, Katja Thiede, Frank Thannhäuser, Marco Heinrich, Jessica Neumann
Musik / Regie:  Frank Thannhäuser
Fotos: Imperial Theater, Hamburg