Sich gegen mehr als 115 Mitstreiter durchzusetzen, ist schon was! Da darf jeder Teilnehmer, der an diesem Abend einen 20-minütigen Ausschnitt aus seinem Musical präsentiert, stolz darauf sein.
Störtebeker – Fluch des Meeres
Los geht es mit dem kommerziellsten und von der Teilnehmerzahl her größten Beitrag: Störtebeker von Volker Ullmann und Thomas Finn (Musik: Thomas Borchert, Georg Hahn, Jon Mortimer). Zur Ouvertüre schreitet Borchert alias Störtebeker an seinen Mannen vorbei bevor der Henker eindrucksvoll seinen Säbel ansetzt. Das Publikum lernt den Schiffsjungen Vicko kennen, der in Störtebeker eine Vaterfigur findet. Es folgt ein Song der „Likedeeler“, der kompositorisch das Meeresthema schön aufnimmt und auch die Texte zeigen fundiertes Handwerk. Der obligatorische Kampf der Piraten darf natürlich bei einer solchen Präsentation nicht fehlen. Hierfür hat das Team eigens eine Schwertkampftruppe auf die Bühne gestellt, was beim Publikum durchaus Eindruck macht.
Doch die Jury darf sich nicht durch Pomp und Glanz ablenken lassen: CREATORS ist ein Autorenwettbewerb und da kommt es auf das Buch, die Dialoge und Songtexte sowie deren Zusammenspiel mit den Melodien an.
Weihnachtsmann gesucht
Dieses Stück lebt von spitzem Humor, lustigen Texten und Mitklatschmelodien. Ob dies das Rezept für das Finale ist?
Der Schimmelreiter
Das dritte Musical des Abends stammt von Florenz und Michael Potthast. Sie haben sich Theodor Storms „Schimmelreiter“ vorgenommen. In Norddeutschland zweifelsohne Pflichtlektüre für jeden Schüler. Die fünf Darsteller zeichnen in einem guten Zusammenschnitt die Geschichte von Hauke Haien nach. Die Beziehungen der Charaktere untereinander werden szenisch und musikalisch deutlich gemacht. Insbesondere das Duett von Hauke und Elke war sowohl musikalisch als auch textlich
eine besonders gelungene Szene. Dabei bleibt vor allem das Ensemblestück „Land am Meer“ – eine Hommage an das Marschland – im Gedächtnis haften. Das Publikum honoriert auch diesen Beitrag mit langem Applaus.
Tresenkönigin oder Die erste Liebe auf St. Pauli
Mit einer Liebeserklärung an Hamburg, die Seefahrt und die Reeperbahn – die für beides steht wie keine andere Straße – beginnt der vierte Beitrag. Konrad Lorenz hat für dieses Singspiel seine eigene Lebensgeschichte verarbeitet. Viele Anekdoten aus seiner Seefahrervergangenheit bilden den Rahmen der Geschehnisse in Tante Hermines Kneipe. Da treffen halbstarke Jungens auf gestandene Seebären, Bordsteinschwalben machen den Männern schöne Augen, und über allem wacht Tante Hermine mit harter Hand: Sie spinnt mit ihren Gästen Seemannsgarn und wird nicht müde, ihre Kneipe mit der ein oder anderen List als nuttenfreie Zone zu behaupten. Ja, bei Tante Hermine wird kein Blatt vor den Mund genommen: Die Sprache ist deutlich, bodenständig und lässt keine Zweifel zu. Diesem Charme kann sich im Publikum kaum jemand entziehen. Musikalisch verantwortlich ist das Trio Hafenacht, die mit ihrer Mischung aus Shanti und 50er/60er Jahre Klängen mehr als überzeugen. Die Mischung aus melancholischen Klängen und deftigen Texten übt einen ganz besonderen Reiz aus.