Abstruse Story mit einigen bekannten Akteuren – so schräg, dass es schon wieder gut ist
Auch vor der Musicalbranche macht die Bankenkrise nicht halt. Im Dezember 2013 feierte „Comeback“ seine Uraufführung in Plauen, zugegebenermaßen nicht die Weltstadt des Musicals. Doch das Kreativteam, bestehend aus Tobias Künzel, Maximilian Reeg und Steffen Lukas, wollte dem Publikum sein erstes gemeinsames Musical zum ersten Mal in heimischer Umgebung zeigen.
Worum geht es? Wir befinden uns im heutigen London: Die Finanzkrise hat Manfred Acremans Bank in die Pleite getrieben. Schuld an allem ist Karl Marx! – Das zumindest behauptet Acremans Berater, der Finanzmagier Rasputin Mammonson. Diese Krise nämlich prophezeite einst Karl Marx. Auf dem Londoner Highgate-Friedhof beschwören sie Marx‘ Geist, auf dass er seine Prophezeiung widerrufe! Aus seinem Nachtquartier zwischen den Grabsteinen aufgeschreckt, gerät der junge, mittellose Musiker Marc S. in diese Runde und wird sogleich für den auferstandenen Karl Marx gehalten. Während die Banker ihn zum Widerruf seiner Prophezeiungen bringen wollen, hat sich Marc S. längst in Acremans Tochter Jenny verliebt, die allerdings dem zwielichtigen Mammonson versprochen ist. Doch die Geschichte von Geld und Gier nimmt einen ganz anderen Verlauf … (Quelle: Theater Plauen)
Musikalisch ist das Stück nicht minder überraschend. Ein roter Faden ist nicht zu erkennen: rockige, poppige Klänge gehen über in Schlager und Musical. Auch der Einfluss von Leonard Cohen und den „Prinzen“, deren Mitglied Tobias Künzel ist, ist eindeutig nicht von der Hand zu weisen. Das macht es dem Zuhörer nicht unbedingt leicht, dem Stück zu folgen. Dennoch überzeugt es durch viel Schwung und Kreativität.
„Comeback“ gesanglich einzuordnen, fällt etwas schwer. Viele Stücke basieren auf Sprechgesang, nur wenige Gesangsparts sind so arrangiert, dass die Stimmen zur Geltung kommen können. Das ist schade, denn einige Stücke würden durch eine gelungenere Vermischung von Musik und Gesang an Stärke gewinnen. Sicherlich muss hierbei auch berücksichtigt werden, dass die drei männlichen Hauptrollen von den Autoren und Komponisten des Musicals gesungen werden. Das ist selten eine gute Wahl. Auch in diesem Fall wünscht man sich mehrfach rundere, vollere Stimmen für das ein oder andere Stück.
Was man dem Musical jedoch ganz klar zugute halten kann, ist seine Energie. Diese wird im „Making Of“, das ebenfalls auf der CD zu finden ist, zusätzlich sichtbar. Als Bühnenshow funktioniert „Comeback“ ganz sicher. Die Idee zu diesem Musical ist sehr kreativ und hat ganz sicher ihre Berechtigung auf dem deutschen Musicalmarkt einen Platz zu finden. Als reines Hör-Musical fehlt die klare Linie.
Michaela Flint