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Borchert beflügelt

Dass Thomas Borchert mehr kann als „nur“ Noten vom Blatt abzulesen und jeden Abend in die Rolle des Vampirgrafen zu schlüpfen, beweist er eindrucksvoll mit seinem Soloprogramm ‚Borchert „beflügelt“‚.

Den Titel von Borcherts Programm kann man durchaus als zweideutig beschreiben: Zum einen präsentiert der sonst an die düstere Gruft gewöhnte Vampirgraf seine Eigenkompositionen im hell erleuchteten Logensaal der Hamburger Kammerspiele und spielt „beflügelt“ auf. Darüber hinaus sind die Themen und Texte von Borcherts Songs von tiefen Gefühlen und vielseitigen Gedankenspielen geprägt, was die Anwesenden sicherlich beflügelt hat, sich über das ein oder andere Lied auszutauschen.

Beschwingt und hoch motiviert greift der Hamburger in die Tasten und zeigt allen, dass ernste Themen in der Musik kein Tabu sein müssen und man dennoch einen schönen Abend verleben kann. Wer Pop- oder gar Musicalsongs erwartet hat, wurde von Thomas Borchert bitter enttäuscht. Denn bis auf „Kiss“ von Prince gab es an diesem Abend nur selbgeschriebenes zu hören – und das vornehmlich auf Deutsch und mit Tiefgang.

Trotz der eher ernsten Inhalte sind nicht alle Stücke durch melancholische Melodien untermalt. Im Gegenteil, einige Songs wurden überaus rockig vorgetragen und zeigten erneut die Vielseitigkeit von Thomas Borchert unter Beweis, denn selbstverständlich begleitete er sich selbst am Klavier.

Thomas Borchert über die Entstehung seines Soloprogramms: „Die Idee zu meinem Soloprogramm entstand, als ich ein Konzert in meiner ehemaligen Schule geben sollte. Allerdings bin ich vorher nicht dazu gekommen, mich ausgiebig auf das Konzert vorzubereiten, da alles sehr knapp geplant war. Als ich dann in Hamburg ankam, stand ich vor einem Problem: Mein Koffer war nicht angekommen, in dem ich meine Texte, CD’s und Noten hatte. Ich habe einfach beschlossen, beim Konzert zu improvisieren, da mir ja sowieso nichts anderes übrig blieb. Meine Idee ist beim Publikum sehr gut angekommen, alle waren total begeistert und der Abend ist toll gelaufen. Durch dieses Missgeschick ist dann mein Soloprogramm entstanden.
Die Grundidee meines Programms ist, dass es keine feste Vorgabe gibt. Bei mir bekommen die Leute immer einen neuen, anderen Abend, von dem ich selbst noch nicht genau weiß, wie er werden wird. Das ist für mich jedes Mal ein Nervenkitzel und ich gehe gerne das Risiko ein, dass es mal nicht funktioniert. Doch bisher hat es irrsinnig gut geklappt und jeder Abend war einzigartig.

Mir geht es einfach darum, den Moment einzufangen. Wir leben alle viel zu wenig im Moment und ich versuche das mit meinem Programm aufleben zu lassen. Ich auf der Bühne und das Publikum davor, wir teilen den Augenblick. Das ist etwas ganz besonderes!“ (Quelle: www.thomas-borchert.org)

Michaela Flint
veröffentlicht auf musicalzentrale.de

Theater: Kammerspiele, Hamburg
Premiere: November 2007
Sänger: Thomas Borchert
Musik / Idee: Thomas Borchert
Fotos: Stephan Drewianka