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Pasek & Paul introducing „Dogfight“

Bereits zum zweiten Mal haben Simone Linhof und Ralf Schaedler, die Köpfe hinter Re:present, das erfolgreiche Komponisten-Duo Benj Pasek und Justin Paul nach Hamburg eingeladen. Spätestens seit ihrer diesjährigen Nominierung für den Tony Award (Best Musical und Best Original Score für ‚A Christmas Story‘) sind die jungen Amerikaner mehr als nur ein von Kritikern hochgelobter Geheimtipp der Off Broadway Szene.

Ihre lebhaften Kompositionen sind unterdes nicht nur auf die Musicalbühne begrenzt, sondern erobern in der zweiten (und letzten) Staffel von ‚Smash‘, die in den USA gerade ausgestrahlt wurde, auch das Fernsehpublikum.

Im Hamburger Stage Club gaben die beiden erst 28-Jährigen Multitalente einen umfassenden Überblick über ihre Werke. Der Schwerpunkt lag auf ihrer neuesten Show ‚Dogfight‘, die im Sommer 2012 in der Regie von Joe Mantello (‚Wicked‘) am Off Broadway Premiere feierte.

Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Film von 1991 und erzählt die Geschichte von Soldaten, die sich am Vorabend ihrer Verschiffung zum Einsatz in Vietnam einen Spaß daraus machen, Mauerblümchen zu einem Date einzuladen. Das Perfide an diesem Spiel: Der Soldat, der das hässlichste Mädchen mitbringt, ist der Sieger. Eddie entscheidet sich für Rose, die das Spiel jedoch durchschaut. Er verliebt sich in die unscheinbare Rose und es entspannt sich ein an Shakespeares ‚Romeo und Julia‘ erinnerndes Drama.

Dass Pasek und Paul ihr Handwerk beherrschen, zeigten sie direkt bei der Eröffnungsnummer ‚Some Kinda Time‘. Unterstützt von sechs Schülern der Joop van den Ende Academy bewies Benj Pasek sein Gesangstalent, während Justin Paul beherzt in die Tasten griff. Phasenweise fühlte man sich an Jason Robert Browns ‚The Last 5 Years‘ erinnert, was aber auch an der sparsamen Instrumentierung mit lediglich einem Piano gelegen haben mag.

Überschwänglich, gut gelaunt, energiegeladen und gleichzeitig natürlich, demütig und dankbar standen die beiden auf der Bühne und gewannen die Herzen der Zuschauer schon mit dem Opener.

Es folgten einige Highlights aus ‚Dogfight‘, bei denen Wietske van Tongeren, Melanie Ortner, Silke Braas und Drew Sarich als Solisten agierten. Es fiel sofort auf, dass sich die vier Sänger voll und ganz auf die Geschichte eingelassen haben, denn Wietske van Tongeren war nach ihrem Solo ‚Pretty Funny‘, in dem Rose Eddie mit dem gemeinen Spiel der Soldaten konfrontiert, in Tränen aufgelöst. Auch Drew Sarich hatte bei dem sehr intensiven ‚Come Back‘ Tränen in den Augen.

In der zweiten Hälfte des Konzerts ging es nicht weniger emotional zu. In ‚Along the way‘ aus dem mit dem Jonathan Larson Award ausgezeichneten ‚Edges‘ tauchte Benj Pasek überzeugend in die Welt und Probleme eines Twens ab, der seinen Platz im Leben sucht. Aus der gleichen Show stammt ‚Pretty sweet day‘, dass eine schöne ungewöhnliche Geschichte über beste Freunde erzählt und vom Komponistenduo gemeinsam intoniert wurde.

Drew Sarich kam die Ehre zuteil, aus der musicalischen Fortsetzung von Peter Pan, an der Pasek und Paul aktuell arbeiten, das Stück ‚Do you remember‘ zu präsentieren, in dem es darum geht, dass der erwachsene Peter versucht, die Fee Wendy an ihre gemeinsame Zeit zu erinnern. Erneut ein wunderbar gefühlvoller Song.

Natürlich durfte der Titelsong zu ‚A Christmas Story‘ nicht fehlen. Es wurde deutlich, warum man den beiden hierfür eine Tony Nominierung zugedacht hat, auch wenn beim Broadway-Debüt im Winter 2012 sicherlich nicht die beiden vor Charme sprühenden Komponisten selbst auf der Bühne standen.

Zum Finale holten sich Pasek und Paul mit Kristina Love eine richtige Rockröhre auf die Bühne. ‚Ready to be loved‘ erreichte die Zuschauer im Handumdrehen und so klatschten alle zur eingängigen Melodie und genossen die Darbietung.

Das begeisterte Publikum bestätigte, was Kenner der Szene schon lange wissen: Auch in Deutschland braucht es einen festen Raum für kreative und talentierte Nachwuchskünstler jeglicher Couleur. Benj Pasek und Justin Paul passen als Komponisten, Texter und Sänger in viele Schubladen und dennoch lassen sich ihre spritzigen, abwechslungsreichen Melodien und wortwitzigen, cleveren Texte nicht nach Schema F bewerten.

Dieses Konzert war der pure Genuss und ein eindrucksvoller Beweis, dass Musical als Kunstform kreativ, vielseitig und ungemein unterhaltsam sein kann.

Michaela Flint
erschienen in musicals – Das Musicalmagazin

Theater: Stage Club, Hamburg
Premiere: Januar 2013
Darsteller: Silke Braas, Melanie Ortner, Drew Sarich, Wietske van Tongeren, JvdEA-Schüler
Musik: Benj Pasek & Justin Paul
Fotos: Marcel Meyer