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Listen to my Song

Viele in Deutschland und Österreich kennen den smarten Norweger Yngve Gasoy-Romdal aus Stücken wie „Mozart!“, „Jesus Christ Superstar“ oder „Jekyll und Hyde“. Ganz klar, ihm liegen die gebrochenen, vielschichtigen Charaktere, die manchmal- wie bei Hyde oder dem Biest, auch einen Hang zum Bösartigen haben.

Dass auch der Mensch Gasoy-Romdal vielschichtig ist, zeigt er mit seinem Soloprogramm „Listen to my Song“, das am 22. April 2007 im Rahmen der Musicalstars in Concert in Oberhausen Premiere feierte.

Wie schon auf seinem Soloalbum, das kurz vor dem Konzert veröffentlicht wurde, überraschte der stets gut gelaunte Spinginsfeld mit einer ungewöhnlichen Songauswahl. Zu hören waren nicht nur Standards wie bspw. „Warum kannst Du mich nicht lieben?“ oder „Dies ist die Stunde“, sondern auch viele dem allgemeinen Musicalpublikum vermutlich eher unbekannte Stücke wie „A bit of Earth“ oder „Die Rose“.

Sehr nahegehend kündigte er einige Songs an, andere ließ er für sich stehen („Ich werde auch einfach mal die Klappe halten.“) Zu den erstgenannten zählte im ersten Teil „A bit of Earth“, das er mit seiner Tochter Disa und der Bedeutung Vater zu sein und Verantwortung für so ein kleines Geschöpf zu haben verband. Entsprechend tiefe Emotionen legte er in diesen Song und berührte damit das Herz der Zuschauer. Nachhaltig im Gedächtnis blieb auch die „Suite Gotique Toccata“, mit der der Künstler eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass er nicht nur das Gesangsfach beherrscht, sondern auch kräftig in die Tasten hauen kann. Sein Pianist, Andreas Hartwig, wurde für dieses Stück einfach mal zum Klavierlehrer und Page-Turner gemacht. Auch „Die Rose“ im zweiten Konzertteil ließ er unkommentiert stehen. Dieser Song sprach mit jeder Silbe von Liebe und Vertrauen, Glück und Freundschaft und bildete einen der Höhepunkte des Abends.

Besonders emotional wurde es, – nicht nur für die Zuschauer – als Yngve Gasoy-Romdal seine langjährige Lebenspartnerin Leah Delos Santos auf die Bühne holte und mir ihr „Sonne und Mond“ aus „Miss Saigon“ sang. Die Zuneigung der beiden Akteure war deutlich zu spüren und die Tatsache, dass beiden zwischendurch die Stimme versagte und sie Tränen in den Augen hatten, machte diesen Song zu einer der schönsten echten Liebeserklärungen, die man auf einer Musicalbühne je gesehen hat.

Doch es ging nicht nur tragisch oder romantisch zu. Komisches Talent zeigten sowohl Yngve Gasoy-Romdal als auch Leah Delos Santos mit „An Old Fashioned Wedding / Alles was Du kannst, das kann ich viel besser“. Ein wunderbar amüsanter Beziehungsstress entwickelte sich zwischen den beiden Protagonisten. Als Gasoy-Romdal im zweiten Akt Frank Loessers „Das Hässliche Entlein“ mit akustischem Gequake und optischem Watscheln zum Besten gab, konnte sein dauerpubertierendes Publikum sich nicht mehr beherrschen und kicherte unaufhörlich.

Das erste Mal Standing Ovations erhielt der Ausnahme-Künstler jedoch nach seinem intensiv vorgetragenen „Gethsemane“, dem ein wunderschönes „I don’t know how to love him“ von Leah Delos Santos vorausging. Gasoy-Romdal legte sein gesamtes Herzblut in diesen Song und verausgabte sich vollends. An Intensität war dieses Spiel nicht zu überbieten. Auch die übrigen Musical-Songs aus „Mozart!“, „Sunset Boulevard“ und „Jekyll und Hyde“ wurden vom Publikum stürmisch gefeiert und nach den beiden „Mozart!“-Songs „Warum kannst Du mich nicht lieben?“ und „Wie wird man seinen Schatten los?“ sah man viele Zuschauer, die sich ihre Tränen der Ergriffenheit verstohlen mit Taschentüchern trockneten.

Das Konzert war mit gut zwei Stunden inkl. Pause (!) extrem kurz – vor allem im Vergleich zum letztjährigen Auftaktkonzert von Thomas Borchert. Doch die Leidenschaft, mit der der Norweger jeden einzelnen Song zu etwas ganz Besonderem machte, sein körperlicher und stimmlicher Einsatz machte dieses Manko wett.

Wie sagte Yngve Gasoy-Romdal noch gleich als Begrüßung? „Wir sind heute alle hier zusammengekommen, weil wir die Musik und den Gesang lieben.“ Recht hat er. Und wir werden beim nächsten Mal (am 2. Dezember gibt es eine weihnachtliche Ausgabe von „Listen to my Song“) sicherlich wieder alle mit dabei sein.

Michaela Flint
veröffentlicht in blickpunkt musical

Theater: Ebertbad, Oberhausen
Premiere: 22. April 2007
Sänger: Yngve Gasoy-Romdal
Piano: Andreas Hartwig
Fotos: Stephan Drewianka