Coda

Dass Patrick Stanke sein Fach beherrscht, davon konnten sich die „Titanic“-Besucher bereits im Jahr 2003 überzeugen, wo er als Heiter Fred Barrett die Sympathien des Publikums im Sturm eroberte. Sein Folge-Engagement als alternierender Radames bei „Aida“ bewies, dass der junge Künstler noch während seines Studiums die Kreativen und Entscheider der Stage Holding mit seinen Fähigkeiten beeindruckt hatte.

Dass in dem Musicaldarsteller noch mehr steckt als das bloße Umsetzen von Regieanweisungen zeigt er mit seiner One-Man-Show „Coda“, für die er jedes gesprochene Wort, die Songauswahl sowie das Staging ohne Unterstützung zusammen stellte. Nachdem seine Prüfer im Mai 2004 diese Leistungen mir einem „Sehr Gut“ honorierten, nutzt Patrick Stanke nun die Chance und zeigt seine Kreation einem breiteren Publikum.

Dafür kam ihm die kürzlich von Martin Timmy Haberger ins Leben gerufenen Institution „KICK – Kunst im Café Keese“ sehr gelegen, somit stand Hamburg als Spielort für „Coda“ fest.

Das gemütliche Café Keese bot genau die richtige Atmosphäre für die von Haberger als ‚musikalischer Monolog’ angekündigte Geschichte eines Versicherungs-Sachbearbeiters, der mit seinem Kumpel Jack sehr abstruse Episoden durchlebt. Er zweifelt an seinem Leben und dem, was er bisher erreicht hat. Aussprüche wie „Früher haben wir in Pornoheften geblättert – heute sind es Wohndesignkataloge…“ zeigen, dass er sich ganz einfach in seiner Midlife-Crisis befindet.

Patrick Stanke nimmt sein Publikum mit auf eine Reise zwischen biederem Bürgertum und Illegalität. Diese verschiedenen Lebensstile hebt er durch die Auswahl von Songs unterschiedlichster Musikrichtungen hervor: Von Swing über sanfte Ballade bis hin zu Rock/Pop-Klängen zeigt er – unter vollem Körpereinsatz – ein vielseitiges musikalisches Spektrum.

Doch neben dem lupenreinen Klang seiner kraftvollen Stimme, sind es vor allem die skurrilen Monologe zwischen den einzelnen Szene, die besonders viel Spaß machen und eine nicht erwartete Kreativität des mit seinen 24 Jahren noch recht jungen Künstlers zu Tage fördert.

Kurz gesagt: Es braucht kein großes Theater und ein riesiges Kreativ-Team, um eine gute Show auf die Beine zu stellen. Soviel Einsatz und Eigeninitiative dürfen gern mehr Musicaldarsteller zeigen, dann würden sie auch weniger auf die so genante „seichte Unterhaltungsbranche“ festgelegt werden. Hoffentlich nehmen sich viele Kollegen ein Beispiel an Patrick Stanke und erfreuen ihren Publikum mit ebenso persönlichen wie individuellen Shows.

Michaela Flint
veröffentlicht auf musicalzentrale.de

Theater: Café Keese, Hamburg
Premiere: August 2004
Darsteller: Patrick Stanke
Fotos: KICK – Kunst im Café Keese