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Michael Ball in concert

In zahlreichen zumeist Londoner Musicalproduktionen hat Michael Ball sich in den letzten 30 Jahren einen Namen erarbeitet. Denkt man nur an seinen bis heute unerreichten Marius in „Les Misérables“, Caractacus Potts in „Chitty Chitty Bang Bang“ oder in jüngerer Vergangenheit seine Ausflüge in die Extreme des West Ends als Edna Turnblad in „Hairspray“ oder 2012 als mordender Barbier Sweeney in „Sweeney Todd“.

Hinzu kommen 18 Alben in 20 Jahren, auf denen er zunächst Musical Highlights, später Popsongs, aber beides immer mit einem großen Hang zu Balladen, intonierte.

Seine Fangemeinde ist groß, sehr groß. Die Tickets für die UK-Tour zum neuen Album „Both Sides Now“ waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.

So verwunderte es dann auch wenig, dass die 2000 Sitzplätze in der imposanten Bridgewater Hall in Manchester beim Michael Ball Konzert am 22. April 2013 alle belegt sind.

Michael Ball ist ein Vollprofi. Anstatt mit Halbplaybacks tritt er mit einem 15-köpfigen Orchester und drei Backgroundsängern vor die tobende Menge. Jeder Song wurde auf Ball abgestimmt und das Orchester harmoniert perfekt. Damit nichts schiefgeht, laufen alle Songtexte auf zwei Laptops als Teleprompter mit.

Die erste Hälfte widmet Ball seinem neuen Album, auf dem er ausschließlich Songs von weiblichen Singer-Songwritern singt. Er erzählt von seinem Treffen mit Dolly Parton, welche Bedeutung Joni Mitchell für ihn hat und nimmt das Publikum mit auf eine sehr persönliche Reise. Auch wenn nicht jeder Song aufgrund des speziellen Arrangements wirklich funktioniert, die Idee als solche ist bemerkenswert.

Welche Energie 2000 begeisterte Michael Ball Fans entfachen können, merkt man beim Auftakt zum 2. Akt, der – wie Michael Ball zu überschäumenden Freude seiner Fanclub-Mitglieder – nur und ausschließlich dem Thema Musical gewidmet ist.

Es folgen Standards wie „Empty chairs at empty tables“, „Sunset Boulevard“, „Being alive“ („Company“). Während sich Michael Ball eine kurze Verschnaufpause gönnt, leiten seine Backgroundsänger zum – viel zu prominenten – Andrew Lloyd Webber Block über. Von „Joseph“ über „The Phantom of the Opera“ und „Evita“ wird kein Klassiker ausgelassen. Das ist schade, denn man hätte sich durchaus andere Highlights gewünscht.

Als Zugaben werden dann noch „You can‘t stop the beat“ („Hairspray“) und „Help yourself“ (bekannt vor allem von Tom Jones) abgefeuert und es hält niemanden mehr auf seinem Sitz.

Man kann verstehen, warum Michael Ball die Massen so bewegt: Der viel beschworene Schmelz in seiner Stimme ist live genauso schön wie auf CD, seinem Charme nicht zu erliegen, ist nahezu unmöglich. Etwas weniger abgedroschene Musical-Klassiker und mehr Mut zu Neuem und das Konzerterlebnis wäre perfekt gewesen.

Michaela Flint

Theater: Bridgewater Hall, Manchester
Besuchte Vorstellung:
22. April 2013
Fotos: Michaela Flint