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42nd Street – Offene Probe

Seit Mitte September vibriert das gesamte Theater unter den 96 steppenden Füßen des »42nd Street«-Ensembles. Für die 48 Darstellerinnen und Darsteller ist das vor allem eine konditionelle Herausforderung: „Ich wusste gar nicht, dass man so viele Blasen an den Füßen haben kann“, seufzt sich Tänzer Benjamin Rufin.

Alle Backstage-Abteilungen arbeiten auf Hochtouren, damit bis 21. November jeder Schritt und jedes Wort perfekt sitzen. „42nd Street ist eine temporeiche Tanzshow mit einer großen Portion Comedy.“ erklärt Eddy Habbema, der nach »Titanic« auch bei dieser Stage Holding Produktion Regie führt.

Die Geschichte spielt Ende der 30er Jahre. Julian Marsh (gespielt von Ex-Vampirgraf Kevin Tarte), ein Musicalproduzent mit großen finanziellen Schwierigkeiten, erhofft sich ein Comeback mit seiner neuen Produktion »Pretty Lady«. Finanziert wird das neue Stück von Abner Dillon, dessen ganzes Interesse jedoch nur der Hauptdarstellerin Dorothy Brock (Isabel Dörfler) gilt, die nach Julian Marshs Meinung aber viel zu alt für diese Rolle ist.

Bei der Auswahl von Bewerbern für die Ballettgruppe sind die Ansprüche an Gesang und Tanz sehr hoch. Kurz vor Schluss des Vortanztermins erscheint die junge Peggy Sawyer (Karin Seyfried). Sie kommt direkt aus der Provinz und hat sich verspätet. Zwar bekommt sie noch die Chance, ihr Talent zu beweisen, doch Choreograph Andy Lee ist hart, wer zu spät kommt, fliegt raus. Enttäuscht eilt Peggy von der Bühne und läuft Julian Marsh direkt in die Arme, ohne zu wissen, wer er ist. Billy Lawlor, der männliche Star des Stücks, sowie einige Ensemblemitglieder, sind begeistert von Peggys Talent und überzeugen Julian davon, dass er sie unter Vertrag nimmt.

In der Hektik einer Aufführung kommt es zu einem unglücklichen Vorfall: Peggy verursacht einen Zusammenstoß mit Dorothy, die sich dabei den Knöchel bricht. Die Vorstellung muss abgebrochen werden und Peggy wird gefeuert. Wieder ist die Produktion in Gefahr, weil Dorothy so nicht auftreten kann. Das verzweifelte Ensemble sieht nur eine Chance: Peggy muss für Dorothy einspringen.

Die Premiere am Broadway steht kurz bevor, doch die anstrengenden Proben setzen Peggy zu: Sie ist kurz vor dem Zusammenbruch. Julian ist sicher, dass sie es schaffen wird und macht ihr Mut. Vor der Premiere kommt sogar die verletzte Dorothy zu Peggy und wünscht ihr Glück. Das Musical beginnt, Premiere wird ein großer Erfolg und aus dem unbekannten Aschenputtel Peggy wird über Nacht ein Star.

„Der Humor muss auf das deutsche Publikum zugeschnitten werden. Außerdem ist es sehr wichtig, dass die Solisten Akzente richtig setzen und die Pointen sauber herausarbeiten.“ so Eddy Habbema. Mit dem Feinschliff des Buchs sind Ruth Deny (Dialoge) und Wolfgang Adenberg (Songtexte) beauftragt worden. Beide haben ihr Können schon bei »Mamma Mia!« (Ruth Deny) und »Titanic« (Wolfgang Adenberg) erfolgreich unter Beweis stellen können.

Auch die Kostüm- und Maskenabteilung hat alle Hände voll zu tun. Für das 48-köpfige Ensemble müssen über 200 in Indonesien geknüpfte Kunsthaarperücken typindividuell angepasst werden. Als Vorlagen für die Frisuren der 30er Jahre dienen zahlreiche Fotos von Hollywood-Diven wie Marlene Dietrich oder Greta Garbo vor.

Seit Mitte Oktober finden bis zu vier Proben zeitgleich statt: Tanzproben für das Ensemble, Phonetik- und Schauspielunterricht für die Solisten und Gesangsproben. Choreograph Randy Skinner stellt sich der Herausforderung, 48 steppende Beinpaare zu koordinieren und für Synchronität zu sorgen. Er ist begeistert von der Internationalität des Ensembles: „Noch nie habe ich mit so einer internationalen Cast gearbeitet. Es ist toll, Künstler aus 15 Ländern in einem Ensemble zu haben. Das gab es noch nicht einmal am Broadway!“

Nicht genug, dass das Haus unter den Tanzproben erbebt – zudem gibt es auch lautstarke Umbauten im Foyer und Theatersaal: Allein die imposante Show-Treppe hat einen Umfang von 8 mal 10 Metern. Das Foyer wird komplett umgestaltet: Das mystische Flair der Vampirgruft mit all ihren Spinnweben wird einem klassisch-eleganten Theaterambiente Platz machen. Im Theatersaal selbst werden Teppichboden und Sitze komplett erneuert.

Man darf gespannt sein, ob dieser Vorbereitungs- und Probenmarathon bis 21. November wirklich abgeschlossen ist und eine reibungslose »42nd Street«-Premiere von im runderneuerten Apollo Theater über die Bühne gehen kann.

Michaela Flint
Veröffentlicht unter Pseudonym in blickpunkt musical

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