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Yesterday

Was wäre die Welt ohne die Beatles? Musikalisch um ein Vielfaches ärmer – da gibt es wohl kaum einen Zweifel.

Drehbuchautor Richard Curtis („Tatsächlich … Liebe“, „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“) und Regisseur Danny Boyle („Slumdog Millionaire“, „Trainspotting“) gehen in ihrem Film „Yesterday“ genau dieser Frage nach.

Jack Malik (gespielt von Himesh Patel) wacht nach einem Unfall während eines 12-sekündigen weltweiten Blackouts in einer anderen Welt auf. Niemand erinnert sich mehr an die Beatles, Oasis oder Harry Potter. Dabei wirkt eigentlich alles wie immer…

Doch Malik, seines Zeichens erfolgloser Singer-Songwriter und Musiklehrer, erinnert sich als einziger an die Songs der Fab Four.

Nach einem kurzen Kampf mit seinem Gewissen beginnt er, die ehemals weltbekannten Stücke aufzunehmen. Hierbei bekommt er sehr viel Unterstützung von seiner Sandkastenfreundin Ellie (Lily James), die ihn schon vor seinem Unfall als Musiker gemanaged hat. Nachdem die ersten Songs auf Youtube veröffentlicht sind, klopft auch das Glück in Form von Ed Sheeran an seine Tür. Jack spielt im Vorprogramm von Ed Sheeran, der neidlos anerkennen muss, dass die Songs, die Jack scheinbar einfach so nebenbei schreibt, Weltklasse sind. Das erkennt auch Sheerans Managerin Debra Hammer (genial: Kate McKinnon), die sofort das große Geld wittert und Malik auf die Erfolgsspur führt.

Doch so richtig wohl fühlt sich Jack nicht in seiner Haut… Zu seinen Gewissensbissen kommt noch Ellie, die ihm ihre langjährige Liebe gesteht, was ihn zunächst total überfordert. Hin- und hergerissen zwischen Karriere und Ehrlichkeit, Erfolg und Liebe, beugt er sich zunächst dem Druck der Musikindustrie. Doch dann lernt er, dass er als Künstler auch eine gewisse Macht hat, und lässt das Konzert anlässlich seiner Albumveröffentlichung in seinem Heimatort stattfinden. Schließlich wird der Druck zu groß. Nach einem Treffen mit dem 78-jährigen John Lennon (großartig dargestellt von Robert Carlyle) in einem Cottage an der englischen Küste erkennt Jack, dass er ohne Ellie an seiner Seite nicht leben möchte, und bittet Ed Sheeran um ein paar Minuten Bühnenzeit auf dessen Konzert in der Wembley Arena. Dort löst er alles auf, gibt öffentlich zu, dass alle Songs auf seinem Album nicht von ihm stammen und gesteht Ellie seine Liebe. Um seinen guten Willen zu beweisen, lässt er alle Songs, die er geschrieben hat, kostenlos zum Download ins Internet stellen.

Die Konsequenzen liegen auf der Hand: Der Held gewinnt das Mädchen, geht zurück in seinen alten Job als Musiklehrer (wo er den Kindern Beatles-Songs beibringt) und alles ist gut. Da sich (bis auf zwei ältere Fans) niemand an die Beatles erinnert, muss er keine Strafen fürchten. Dass sich außer ihm auch niemand an Coca-Cola, Zigaretten, Oasis oder Harry Potter erinnern kann, nun ja, damit wird Jack wohl leben können…

Am 8. November 2019, nur sechs Monate nach der Weltpremiere, wurde die DVD zum Film veröffentlicht. Man kann sich nun also noch einmal ganz in Ruhe anschauen, wie anstrengend (und zugleich sehr witzig) es sein kann, sich an Texte von Welthits wie „Eleanor Rigby“ zu erinnern oder seinen wenig achtsamen Eltern „Let it be“ vorzuspielen.

Himesh Patel ist nicht der beste Sänger, doch das macht er mit seinem sehr einfühlsamen Spiel wieder wett. Er ist charmant und leicht trottelig zugleich. Man kann Jacks Handlungen gut nachvollziehen und ist froh, dass er sich am Ende gegen die Karriere und für Ehrlichkeit und Liebe entscheidet.

Ellie ist ebenfalls Lehrerin und eine sehr selbstbewusste junge Frau. Lily James verkörpert diese Rolle sehr gefühlvoll. Kate McKinnon, vielen bekannt aus ihren zahlreichen Rollen in Saturday Night Live, gibt die strenge Managerin. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, ist zielstrebig und rücksichtslos. Mit ihrer Authentizität ragt sich aus der Riege ihrer Kollegen deutlich hervor. Einzig Robert Carlyle (Lennon)spielt hier in derselben Liga.

James Corden und Ed Sheeran, die sich selbst in spielen, darf man natürlich nicht unerwähnt lassen. Für Fans der beiden sind ihre Szenen auf jeden Fall sehenswert.

Es muss natürlich jeder für sich entscheiden, ob die Welt auf diesen Film gewartet hat. Einerseits wird den Beatles hiermit ein weiteres Denkmal gestellt, andererseits bleibt die Handlung dafür an sich zu schwach. Doch insgesamt ist „Yesterday“ ein kurzweiliger Film, der durch die zahlreichen bekannten Songs direkt zum Mitsingen / -summen einlädt.

DVD-Schauern sei noch das alternative Ende des Films an Herz gelegt sowie die ebenfalls auf der DVD befindlichen unveröffentlichten Szenen und Out-Takes.

Michaela Flint

Regie: Danny Boyle
Darsteller: Himesh Patel, Lily James, Kate McKinnon, Robert Carlyle, Ed Sheeran, James Corden
Musik: The Beatles
Verleih / Fotos: Universal Pictures International