home 2007 Ein mäßiges 50er Jahre Revival

Ein mäßiges 50er Jahre Revival

„The Fabulous Fifties“ – so lautet der Untertitel der letzten Show aus der Feder von Frank Thannhäuser. Wer „Hossa“ oder „Hot Stuff“ kennt, freute sich auf ein Hitfeuerwerk der bekannten Rock`n`Roll Songs aus den 50er Jahren. Doch diese Vorfreue wurde herbe enttäuscht… Natürlich waren viele typische 50er Jahre Sounds zu hören, doch die wenigsten davon waren dem Publikum einschlägig bekannt. So mühte sich das achtköpfige Ensemble redlich ab, die Zuschauer zum Mitmachen zu animieren. Wirklich gelingen wollte das jedoch nicht. Erst beim für Thannhäuser-Shows üblichen finalen Medley wurden bekannte Songs verarbeitet und die Gäste kamen in Klatsch- und Tanzlaune. Aber 20 Minuten am Schluss sind leider zu wenig, um die ganze Show positiv zu betrachten.

Das beeindruckendste an „Jukebox Saturday Night“ ist das gelungene Bühnenbild. Über die komplette Bühnenhöhe und -breite erstrecken sich die Konterfeis von Ikonen der 50er Jahre wie Marilyn Monroe, James Dean und natürlich Elvis. Hier hat die Kulissenwerkstatt des Royal Theater wieder einmal ganze Arbeit geleistet.

Auch die Choreographien von Sebastian Kraft sind schwungvoll und passen exzellent zur Musik. In manchen Szenen erscheinen sie jedoch für das Ensemble zu komplex und so schummeln sich einige Darsteller mehr durch die Tänze als dass sie wirklich synchron oder aufeinander abgestimmt tanzen.

Das Ensemble setzt sich zusammen aus „Imperial Theater“-Urgewächsen wie Sebastian Kraft und Frank Thannhäuser, wartet aber auch mit Neuzugängen wie Bianca Arndt und Jessika Bierik auf. Besonders Marion Campbell vermag mit ihrer vollen Soulstimme den Saal in Schwingung zu versetzen. Gleichzeitig verfügt sie über ein ausgeprägtes schauspielerisches Talent, so dass es eine wahre Wonne ist, ihr zuzusehen und zu hören. Von ihren Kollegen, zu denen auch Vanessa Wilcek, Alexander Grimm und Alexander Zamponi gehören, spielt sich niemand in der Vordergrund, was einerseits sehr sympathisch ist, da alle gleichermaßen Beachtung verdienen und bekommen, andererseits aber den Eindruck einer gleichförmigen Gruppe stärkt, die mit wenig Energie agiert.

Das Muster der Show kann funktionieren – „Hossa“ beweist dies regelmäßig, doch dafür sind bekannte Songs, die das Publikum mitsingen kann, unerlässlich. Daran hakt es leider bei „Jukebox Saturday Night“. Grundsätzlich könnte eine Show mit Elvis, Bill Haley und wie sie alle hießen ein Kassenschlager werden, aber ohne diese Gassenhauer funktioniert sie leider nicht.

Es gibt Gerüchte, dass Frank Thannhäuser das Royaltheater, das er erst vor zwei Jahren übernommen und umgebaut hat, im Sommer wieder abstoßen möchte. Das wäre sehr schade, denn Stücke wie „Hossa“ liefen und laufen dort vor ausverkauftem Haus. Man kann nur hoffen, dass er einen Investor findet, der dieses Haus weiter betreiben wird.

Michaela Flint
veröffentlicht unter Pseudonym in blickpunkt musical

Theater: Theater am Holstenwall, Hamburg
Premiere: November 2007
Regie: Frank Thannhäuser
Fotos: Imperial Theater