home CDs Tschitti Tschitti Bäng Bäng

Tschitti Tschitti Bäng Bäng

Diese CD bringt viel Schwung und jede Menge guter Laune ins heimische Wohnzimmer

Lange hat es gedauert bis das Familienmusical aus der Feder von Richard M. und Robert B. Sherman („Mary Poppins“) erstmalig auch in Deutschland aufgeführt wurde. In London erlebte die Bühnenfassung des im englischsprachigen Raum gleichermaßen bekannten wie beliebten Musicalfilms mit Dick van Dyke in der Hauptrolle bereits 2002 ihre Weltpremiere.

Im April 2014 war es dann aber soweit und Chitty, das Wunderauto, flog in der Regie von Josef E. Köpplinger und in der Übersetzung von Frank Thannhäuser über die Bühne des Münchner Staatstheaters am Gärtnerplatz. Nicht ganz fünf Monate später liegt der Live-Mitschnitt – einmal mehr von HitSquad Records produziert – vor.

Shermans schmissige Kompositionen verfehlen ihre Wirkung auch auf diesem Album nicht. Gute Laune – komprimiert in den 20 Highlights der Show. Dass aber gerade das Solo des Kinderfängers, einer beileibe nicht unwichtigen Figur, fehlt, ist schwer zu verstehen. Doch abgesehen davon lernt der Zuhörer die wundervolle Familie Potts kennen, begegnet der exzentrischen Baronin Bomburst nebst Gatten und begleitet die zuckersüße Truly Scrumptious bei ihrem Abenteuer mit Jeremy und Jemima. Auch schräge Figuren, wie die etwas trotteligen Spione Boris und Goran und die herrlich kreativen Erfinder, kommen nicht zu kurz.

Im Vergleich zur Londoner Aufnahme fehlt – neben dem bereits erwähnten „Kiddy Widdy Winkies“ des Kinderfängers – nur „Come to the Funfair“. Stattdessen hören wir Trulys Solo „Du wundervoller Mann“, welches jedoch beim bloßen Hören mehr nach Baronin Bomburst klingt.

Um der Handlung folgen zu können, findet man im Booklet eine ausführliche Beschreibung, in die die Songs an entsprechender Stelle eingebettet wurden. Dafür fehlen leider die Songtexte, die man bei diesem Mitsing- und Mitklatschmusical gut hätte gebrauchen können.

Dennoch offenbaren sich einige sehr gelungene Adaptionen der Originaltexte: Dazu gehört „Sei englisch“, „Stil“, „Rosen des  Erfolgs“ und „Sandmännchens Berge“. Schön ist auch, dass „unübersetzbare“ Begriffe wie „Toot Sweets“ oder „Tschutschi-Maus“ nicht mit der Brechstange ins Deutsche übertragen wurden. Frank Thannhäuser ist es gemeinsam mit Eberhard Cronshagen und Günter Loose gelungen, ein familienfreundliches Musicals zu schaffen, dass auch auf deutsch einwandfrei funktioniert. Die Sprache passt sehr gut zum zumeist sicherlich sehr jungen Publikum.

Die Darsteller singen allesamt überzeugend, hier kann man der Castingabteilung nur gratulieren. Gerade die Schuhe von Peter Lesiak als Caractacus Potts scheinen sehr groß, wurde die Rolle in London doch von Michael Ball kreiert und in der Folge von Jason Donovan und Raúl Esparza (New York) gespielt. Doch Lesiak singt sich charmant durch die Familiensongs und besteht auch die liebevolle Vater-Kinder-Ballade „Sandmännchens Berge“ mit Bravour. Frank Berg macht als Großvater Potts erwartungsgemäß viel gute Laune: „Stil“ und „Rosen des Erfolgs“ zeugen von viel Wärme und Witz.

Nadine Zeintl klingt als Truly sehr klassisch, vielleicht ein bisschen zu alt, aber es gelingt ihr dennoch, ihre Liebe zu den Kindern und deren Erfinder-Papa zu transportieren.

Als Baronin Bomburst besticht Sigrid Hauser, die ihren Sinn für Pointen und ihr exaktes Timing auch beim reinen Zuhören ausspielen kann.

Die Ensemblenummern klingen voll und groß; daran hat auch das Orchester unter der Leitung von Michael Brandstätter einen großen Anteil. Sie intonieren die Sherman-Melodien gekonnt und ohne Fehler.

So aufwendig die Bühnentechnik dieser Show auch sein mag – und zweifelsohne lebt diese vom wahrhaftig fliegenden Auto – diese exzellente Aufnahme ist der Beweis, dass auch Stadttheater einen großen Aufwand nicht scheuen sollten. Denn wie man hört, lohnt es sich allemal!

Michaela Flint