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Willemijn Verkaik über Hexen, die Farbe Grün und Spaß bei der Arbeit

Seit 15. November 2007 ist nach dem Broadway und dem West End auch Stuttgart grünifiziert. Seither begeistert die ungewöhnliche Freundschaft von Elphaba und Glinda achtmal pro Woche das Publikum im Palladium Theater und nimmt die Zuschauer mit in die Zauberwelt von Oz.

Die Holländerin Willemijn Verkaik hat alle Konkurrentinnen bei den Auditions ausgestochen und sich eine der beliebtesten weiblichen Rollen im deutschen Musicalbereich gesichert. Mit Idina Menzel, die die Rolle der Elphaba am Broadway kreierte und damit einen gigantischen Fankult auslöste, hat die sympathische Holländerin ein großes „Vorbild“. Doch davon lässt sich Verkaik nicht einschüchtern. Schon als Killer Queen in „We Will Rock You“ wickelte sie Kollegen wie Publikum gleichermaßen um den Finger und rockte bis die Wände wackelten.

Die Elphaba gehört zu den derzeit anspruchsvollsten Rollen im Musical-business. Sowohl gesanglich als auch textlich muss die Darstellerin der grünen Hexe jederzeit topfit sein, um alle Höhen und Tiefen dieses Charakters adäquat bedienen zu können. Verkaik stellt sich dieser Heraus-forderung mehr als gern: „Elphaba ist meine Traumrolle und es macht mir jeden Abend wieder aufs Neue viel Freude, sie zu spielen.“ Auch mensch-lich liegt ihr die vermeintliche Querulantin sehr am Herzen, „da sie eine Kämpferin ist. Das ist eine sehr schöne und wichtige Eigenschaft.“

Auf eine solche Rolle bereitet man sich natürlich besonders intensiv vor. Schon bevor sie sich überhaupt für die Audition angemeldet hat, hat sich Verkaik das Stück im West End angesehen. Zudem hat sie alle Presse-termine im Vorwege zur Deutschlandpremiere schon mit grün geschmink-tem Gesicht wahrgenommen, um sich noch besser in die Figur als Außenseiterin hineinzufinden. Erkennt man sich überhaupt noch wieder, wenn man sich fast jeden Tag grün geschminkt im Spiegel sieht?

„Tja, ich höre meine Haut manchmal schon schreien. Aber eigentlich geht es. Ich finde, grün ist eine schöne Farbe und viele sagen, dass sie mir sehr gut steht.“ sagt Verkaik lachend.

Es haben sich sicherlich nicht wenige gewundert, dass Willemijn Verkaik diese dialoglastige Rolle als Nicht-Muttersprachlerin bekommen hat. Aber möglichen Kritikern stellt sich die Neu-Stuttgarterin selbstbewusst entgegen: „Ich hatte viel Phonetikunterricht. Das gibt mir Sicherheit, wenn ich auf der Bühne stehe, und ich fühle mich sehr viel wohler.“ Aber wie jeder normale Mensch hat auch eine Hauptdarstellerin mal schlechte Tage, „da ist es dann schwerer für mich, weil ich müde bin. Aber die meiste Zeit klappt es sehr gut.“

„Wicked“ besticht durch Situationskomik, großartige Kompositionen, beeindruckende Kulissen und Kostüme. Da verfallen auch Mitwirkende ins Schwärmen: „Es gibt sehr viele spannende, lustige und emotionale Szenen. Ich freue mich jeden Abend auf die „Fallen House-Szene“, in der Elphaba und Glinda miteinander kämpfen und Fiyero einen doch recht außergewöhn-lichen Auftritt hat. [Stichwort: Tarzan, Anm. d. Red.] Sie ist so herrlich absurd – aber auf positive Weise.“

Teil dieser weltweiten Erfolgs-Produktion zu sein, löst auch bei Willemijn Verkaik einen gewissen Stolz aus. Da gibt es zahlreiche Situationen, die man nicht vergisst. Für Verkaik ist dies aber in erster Linie Glinda-Darstellerin Lucy Scherer: „Sie ist jeden Tag superkomisch! Manchmal ist es wirklich schwer sich zu beherrschen und ich muss aufpassen, dass ich nicht loslache.“ Pannen wie das Hängen bleiben mit dem Kleid während der Szene „Gutes tun“ fallen da schon in die Rubrik „kann vorkommen, ist aber kaum bemerkenswert“.

Wenn man sich sechsmal pro Woche komplett verausgabt, braucht man einen Ausgleich. Viele ihrer Kollegen machen Sport, aber Willemijn Verkaik versucht einfach, sich Ruhe zu gönnen und gesund zu essen. Ist das schon das ganze Geheimnis ihrer bezaubernden Ausstrahlung? Natürlich nicht. „In meiner Freizeit versuche ich, Zeit mit meinem Mann, meiner Familie und Freunden zu verbringen.“ Aber noch ist auch Verkaik komplett grünifiziert, denn die „Rolle macht mir einfach soviel Spaß, dass ich sie am liebsten jeden Tag spielen würde.“ Diesen Enthusiasmus transportiert sie auch jeden Abend auf der Bühne. Kein Wunder, dass das Publikum immer wieder gut gelaunt aus dem Theater strömt. Wir hoffen, nicht nur für Willemijn Verkaik, dass diese Begeisterung auf allen Seiten noch lange anhalten wird.

Michaela Flint
veröffentlicht in blickpunkt musical