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Jessica Mears: Ich möchte die Nala sein, an die man sich erinnert!

Seit Anfang Dezember 2003 gehört die in Kingston auf Jamaika geborene Jessica Mears zur ersten Garde beim König der Löwen. Als erwachsene Löwin Nala gewinnt sie allabendlich das Herz von Simba – und dem Publikum.

Im Sommer 2002 nahm sie an den Auditions in Jamaika teil und wurde zunächst als Swing für verschiedene Rollen engagiert. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sie Hamburg sehr lieb gewonnen: „In Jamaika ist immer Sommer, da musste ich mich schon sehr umgewöhnen, aber inzwischen mag ich Hamburg sehr gern.“ Der umtriebige Hafen hat es ihr besonders angetan.

Im Frühjahr 2003 nahm sie Extra-Stunden, um bei den Auditions für den anstehenden Cast-Wechsel gut abzuschneiden. Sie hatte die Nala schon parallel gecovert, rechnete sich aber dennoch keine großen Chancen aus: „Ich bin ohne Erwartungen in dieses Casting gegangen und war sehr glücklich als ich erfuhr, dass man mich als neue Erstbesetzung ausgewählt hatte.“

Aber damit fing die Arbeit erst richtig an. „Als Principal wird man viel mehr gefordert. Man muss immer fit sein und sehr auf seinen Körper achten. Deshalb treibe ich sehr viel mehr Sport als früher, nehme Tanzstunden und Privatunterricht, um meinem Körper noch besser kennen zu lernen. Die katzenhaften Bewegungen spielen beim König der Löwen eine große Rolle und deshalb ist es mir besonders wichtig, diese zu beherrschen.“

Neben den speziellen Bewegungsabläufen steht auch permanentes Arbeiten an der Phonetik auf dem Programm. Die Beherrschung von Aussprache und Rhythmus der deutschen Sprache ist Jessica Mears sehr wichtig, da sie ihr mehr Sicherheit auf der Bühne verleiht.

„Als ich vor eineinhalb Jahren hierher kam, habe ich gedacht, dass ich diese laute, harte Sprache nie lernen würde. Aber langsam werde ich besser. Ich lerne jeden Tag ein neues Wort und übe viel mit meinem Vocal Coach Klaudia Dannenberg. Allerdings bin ich sehr zurückhaltend was das freie Sprechen angeht, da immer noch sehr viele Menschen meine Aussprache nicht verstehen.“

Doch die junge Jamaikanerin weiß genau, dass eine gute Aussprache gerade für ihren Part sehr wichtig ist, da sie eine für die Handlung sehr bedeutsame Sprechszene zu meistern hat. „Phonetisches Arbeiten läuft so ab, dass man einen neuen Text Wort für Wort durchgeht und zunächst die Aussprache lernt, dann kommt der in jeder Sprache sehr unterschiedliche Rhythmus und erst dann wird alles zusammengesetzt.“ Kein Wunder also, dass nach wie vor häufig Proben stattfinden. Zu Beginn ihrer Zeit im Hafentheater stand für Jessica Mears die Verbesserung der Phonetik im Vordergrund ihrer Proben. Inzwischen fühlt sie sich dort sicherer und legt in ihren täglichen Work-Outs mehr Betonung auf die Körpersprache.

Die Rolle der erwachsenen Nala mag auf den ersten Blick aussehen, wie ein „Teilzeitjob“, da sie ausschließlich im zweiten Akt auf der Bühne ist, doch Jessica Mears erläutert, dass sie mit mentaler Vorbereitung, der langen Maskenzeit von 30 Minuten und dem unerlässlichen Stretching und Warm-Up eigentlich kaum Zeit hat, um sich vor ihrem Auftritt zu entspannen.

Jessica Mears haben es besonders die langsamen, gefühlvollen Balladen im König der Löwen angetan. Ihr Lieblingssong ist „Er lebt in Dir“ – Eine der zweifellos emotionalen Szenen im gesamten Stück.

Fragt man die junge Künstlerin nach ihren Wünschen und Erwartungen für die laufende Spielzeit, sieht man sich unweigerlich mit ihrem starken Selbstbewusstsein konfrontiert: „Ich möchte die Nala der Hamburger Inszenierung werden. Ich bin jetzt die dritte Erstbesetzung der Nala und ich möchte, dass sich das Publikum daran erinnert, wie gut ich meinen Job gemacht habe und dass man über mich spricht.“

Für dieses ehrgeizige Ziel kann man ihr nur viel Erfolg wünschen!

Michaela Flint
veröffentlicht in blickpunkt musical