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Bis dass Dein Tod uns scheidet

Was wie eine wunderbar überzogene, typisch britische und zutiefst schwarze Komödie klingt, erreicht im Schmidt Theater allzu schnell ein Niveau, in dem an Plattitüden und Klischees nicht gespart wird.

Dass dem Publikum das Lachen im Halse stecken bleibt, liegt sicherlich nicht an der Vorlage des Südafrikaners Andrew Frater, der sämtliche Vorstellungen eines gut-bürgerlichen und zugleich schrullig-exzentrischen englischen Landlebens in seinem Buch auskostet. Doch viel geht allein schon durch die Übertragung ins Deutsche verloren. Daran trägt Marcus Flügge nur einen geringen Anteil, den englische Komödien lassen sich nicht eben einfach übersetzen. Vieles lässt sich nur mit einem entsprechenden Lokal-Kolorit verstehen und transportieren. Optisch erzielt Heiko de Boer mit seinem Bühnenbild übrigens die volle Punktzahl.

Ingrit Dohses Regie überzeichnet die Interaktionen der acht Charaktere bis zum Exzess – das viel beschworene, englische Understatement wäre hier sicherlich dienlich gewesen. Die Figuren sind alle sehr speziell und haben ihre Macken, doch diese wurden so stark ausgearbeitet, dass man zeitweilig an einzelne Stand Up Comedy Sequenzen erinnert wird und nicht an eine zusammenhängende Handlung.

Die Leistung der vier Darsteller in den acht Rollen ist nicht zu verachten. Während Reinhard Krökel als George und Marina Zimmermann als Scarlett voll in ihren Rollen aufgehen, übernehmen Susi Banzhaf und Nik Breidenbach jeweils drei Rollen. Banzhaf gibt eine wunderbar schrullig-indifferente Gattin Dorothy, die quiekige Nymphomanin Barbara und hat als überforderte, polternde Polizistin die Lacher auf ihrer Seite. Breidenbach steht nicht nur als mordende „Trümmer-Transe“ (Zitat aus dem Schlussapplaus von Susi Banzhaf) Paulette auf der Bühne, sondern auch als schleimiger Immobilienhai Howard und Barbaras nicht minder notgeiler Ehemann Bill.

Soviel Spaß es macht, der Entwicklung der Charaktere und ihren mehr oder minder glücklosen Aktionen zu folgen, umso schwerer fällt es, den roten Faden in der Hand zu behalten. Jede Figur für sich ist gut gelungen, doch im Zusammenspiel nehmen sie sich gegenseitig den Raum. Das ist schade.

Das Schmidt‘s hat mit der Wahl dieses Stücks ungewohntes Terrain betreten: Krimitheater ohne musikalische Einlagen. Dass dies auch in Hamburg gelingt, beweist das Imperial Theater seit Jahren. Doch im Schmidt Theater wird man das Gefühl nicht los, dass hier einfach zuviel auf einmal gewollt wurde.

Michaela Flint

Theater: Schmidt Theater, Hamburg
Premiere: 15. August 2012
Darsteller: Susi Banzhaf, Nik Breidenbach, Reinhard Krökel, Marina Zimmermann
Fotos: Oliver Fantitsch