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Kiss Me Kate

Musicalische Kostümschlacht

Ab Herbst 2001 wurde im Londoner Victoria Palace Theatre für ein Jahr Cole Porters Hit-Musical „Kiss Me Kate“ gezeigt. 2002 wurde das Stück in vollem Umfang aufgezeichnet und nun kommt endlich die DVD in den Handel.

Die Inszenierung besticht durch ihren großen Aufwand in den Bereichen Kostüme, Licht, Kulissen und Choreographie. Die Personenregie ist ebenfalls sehr gut gelungen. Dies macht die fast zweieinhalbstündige Show abwechslungsreich und kurzweilig.

Das umfangreiche DVD-Booklet informiert dreisprachig über die Handlung dieses Klassikers der Musicalgeschichte. Das ist eine sehr gute Ergänzung, denn wenn man dem Stück im Stück folgt, kann es schon passieren, dass man sich in den vielfältigen Beziehungsebenen der Hauptfiguren verliert.

Die Handlung ist so abwechslungsreich wie klischeehaft-romantisch:

„Kiss Me, Kate“ handelt von einer Theatergruppe, die eine musikalische Fassung von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ aufführt. Der Produzent, Fred Graham, hat sich selbst mit der männlichen Hauptrolle, „Petrucchio“, besetzt. Für die weibliche Hauptrolle, die widerspenstige „Katharina“, hat er seine Ex-Frau Lilli Vanessi engagiert. Lilli ist mit dem Geldgeber des Stückes, Harrison Howell, verlobt und Fred hat eine Affäre mit der Nachtclub-Schönheit Lois Lane, der er die Rolle von Katharinas jüngerer Schwester „Bianca“ zugeschanzt hat. Ziemlich schnell wird jedoch klar, dass es zwischen Fred und Lilli nach wie vor knistert.

Unmittelbar vor Beginn der Aufführung sendet Fred einen Blumenstrauß an Lois, der jedoch irrtümlich bei Lilli landet. Diese freut sich zunächst sehr; als sie jedoch während der Aufführung endlich dazu kommt, die dem Strauß beigefügte Karte zu lesen, wird ihr der Irrtum klar und ihre Freude wandelt sich in Zorn um. Während der berühmten Szene in Shakespeares Stück, bei der Katharina und Petrucchio das erste Mal aufeinander treffen, kommt es zum Eklat: Lilli flippt völlig aus, beißt, tritt und ohrfeigt Fred, der sie schließlich im Gegenzug mitten auf der Bühne übers Knie legt. Nach dieser Demütigung weigert Lilli sich weiter zu spielen und bittet ihren Verlobten telefonisch, sie unverzüglich abzuholen. Da kommen Fred unerwartet zwei Gangster zu Hilfe: Bill Calhoun, der Darsteller des „Lucentio“ (und Lois’ Freund) mit Hang zum Glücksspiel, hat nämlich einen Schuldschein mit Freds Namen unterzeichnet.

Fred gibt nun vor, den Schuldschein tatsächlich selbst unterschrieben zu haben, und behauptet, er könne seine Schulden nur dann bezahlen, wenn die Gangster Lilli davon abhalten würden, das Ensemble vorzeitig zu verlassen. Der Plan geht zunächst auf – Lilli muss weiterspielen. Vor der Schlussszene von „Der Widerspenstigen Zähmung“ erfahren die Gangster jedoch, dass ihr Auftraggeber liquidiert wurde und lassen Lilli daher mit ihrem Verlobten das Theater verlassen. Zu Freds freudiger Überraschung erscheint Lilli jedoch zu guter Letzt doch wieder auf der Bühne – sie hat sich offensichtlich trotz allem für ihn entschieden. Ein Happy End gibt es also nicht nur für Katharina und Petrucchio, sondern auch für Lilli und Fred. (Quelle: Wikipedia)

Die Bühnenfassung von Michael Blakemore besticht durch charakterstarke Protagonisten. Brent Barrett gibt einen ausdrucksstarken dominanten Fred, dessen Bühnenpräsenz seine Kollegen verblassen lässt. Einzig Rachel York kann ihm als Catherine etwas entgegensetzen. Ihre starke Mimik ist herausragend, ihre Stimme saalfüllend und ihre Temperament einschüchternd. Mit dieser Dame ist nicht gut Kirschen essen.

Nancy Anderson gibt die Klischee-Blondine überzeugend und zieht so nicht nur auf der Bühne die Herzen der Männer in ihren Bann.

Cole Porters zeitloser Swing-Klassiker „So in love“ und natürlich der Titelsong „Kiss me Kate“ verlangen den Sängern starke Emotionen ab, die aber von allen mit Bravour gemeistert werden.

Auch choreographisch greift Kathleen Marshall auf das volle Programm zurück. Ihr Anleihen an den großen Meister Bob Fosse bei „Too darn hot“ sind offensichtlich und gefallen sehr.

Die Aufnahme ist in jeder Sekunde dicht dran und filmt das Stück so sehr spürbar ab. Der Zuschauer ist Teil des Ensembles und guckt nicht bloß vom Theaterrang aus zu. In dieser Form dürfte es gern mehr Aufnahmen von Klassikern geben, die selten so aufwendig inszeniert werden wie dieses „Kiss me Kate“ aus London.

Michaela Flint

Regie: Michael Blakemore
Darsteller: Nancy Anderson, Brent Barrett, Michael Berresse, Rachel York
Musik: Cole Porter
Verleih / Fotos: Arthaus Musik