home 2019 Das Leben in der Savanne ist zeitlos unterhaltsam

Das Leben in der Savanne ist zeitlos unterhaltsam

Seit Dezember 2002 ist das gelbe Theaterzelt eine feste Institution im Hamburger Hafen. Millionen Gäste haben das erste Disney Hit-Musical seither gesehen und auch nach bald 17 Jahren verlassen die Menschen das Theater berührt und glücklich.

Die Geschichte von der unwahrscheinlichen Freundschaft zwischen Simba, Timon und Pumbaa, der Vater-Sohn-Tragödie von Mufasa und Simba, dem intriganten Scar mit seinen speichelleckenden Hyänen und der süßen Liebesgeschichte von Nala und Simba kennt jedes Kind. Die Zeichentrickfilme – inzwischen gibt es natürlich zahlreiche Fortsetzungen – laufen im TV rauf und runter. Hollywood hat gerade kürzlich einen Animationsfilm nachgeschoben, der sich trotz schweißtreibender Temperaturen zu einem Kinokassenschlager entwickelt.

Doch kein Film reicht an die Bühnenfertigkeit heran, die Julie Taymor (Puppen, Kostüme), Richard Hudson (Kulissen) und natürlich Elton John (Musik) mit ihrer Show zur Perfektion getrieben haben: Die Stampede ist unverändert beeindruckend, Elefantenfriedhof und Dschungel sind faszinierend und lebendig, Flora und Fauna in Savanne und Steppe bleiben vielseitig und erstaunlich, und der Sternenhimmel, aus dem sich Mufasas Kopf bildet, rührt weiterhin zu Tränen.

„Der ewige Kreis“ holt direkt zum Auftakt der Show das Publikum perfekt ab. „Ich will jetzt gleich König sein“ und „Seid bereit“ unterhalten vortrefflich. „Schattenland“ und „Er lebt in Dir“ zeugen von viel Sehnsucht. Elton John ist ein Könner seines Fachs und die Zuschauer sind begeistert.

Die Besetzung komplettiert das überzeugende Gesamtbild: Zodumo Nala ist als Rafiki herrlich durchgeknallt und dennoch weise. Joachim Benoît ist als Zazu schon fast ein Urgestein beim Hamburger „König der Löwen“. Doch er spielt nach wie vor nervtötend und gleichzeitig liebevoll und genauso wie man sich den plappernden Hornraben vorstellt. Länger dabei ist nur Masixole Jack, der sich aus dem Ensemble in die erste Reihe nach vorn gearbeitet hat und nun als Mufasa insbesondere die gefühlvollen Momente sehr schön über die Rampe bringt.

Simbas Freunde Timon und Pumbaa werden von Sean Gerard und S’Thembiso Keith Mashiane gespielt. Sie harmonieren sehr gut und wissen genau, wo sie die richtigen Akzente setzen, um das Publikum zum Lachen zu bringen.

Hope und Melina Maine sind auf und hinter der Bühne ein Paar. Sie haben sich beim „König der Löwen“ kennengelernt und geheiratet. Als Simba und Nala spielen sie folgerichtig sehr vertraut. Melina Maines „Schattenland“ ist ungemein berührend, während man Hope Maine die verwirrenden Gefühle, wenn sich Simba zwischen den Pflichten als König und entspanntem Junggesellenleben entscheiden muss, absolut abnimmt.

Was beim „König der Löwen“ ebenfalls unverändert dazu gehört, ist der deutliche Akzent der Darsteller. Diese kommen nach wie vor aus aller Herren Länder, in denen kein Deutsch gesprochen wird. Die Phonetiker leisten großartige Arbeit, denn die meisten Gesangspassagen sind gut zu verstehen. Stefan Voigt als Scar hat diese Unterstützung jedoch nicht nötig. Vielleicht trägt auch sein akzentfreier Gesang dazu bei, dass er nur umso einschüchternder wirkt. Voigt hat eine beeindruckende Bühnenpräsenz und scheint sich als Bösewicht sehr wohl zu fühlen. Mufasa (M. Jack) und über weite Strecken auch Simba (Maine) steckt dieser Scar jedenfalls locker in die Tasche.

Zusammen mit den farbenfrohen Kostümen, den mitreißenden afrikanischen Klängen und den abwechslungsreichen Choreographien sorgt dieses Ensemble für hervorragende Unterhaltung. Alterserscheinungen? Fehlanzeige! Dieser Löwe wird noch viele Jahre den Königsfelsen erklimmen, um seinem Volk den Nachwuchs zu präsentieren.

Michaela Flint

Theater: Theater im Hafen, Hamburg
Besuchte Vorstellung: 16. Juli 2019
Darsteller: Melina Maine, Hope Maine, S’Thembiso Keith Mashiane, Sean Gerard, Stefan Voigt, Joachim Benoît, Masixole Jack, Zodumo Nala
Kostüme / Musik: Julie Taymor / Elton John
Fotos: Stage Entertainment