home 2018 Eine Gameshow zur Rettung der Welt

Eine Gameshow zur Rettung der Welt

Auch in diesem Winter zeigen das 3. und 5. Semester der Musical Arts Academy of the performing Arts in Mainz in der Musical-Collage ihr Können. In diesem Jahr hat man sich das Thema „Himmel und Hölle“ ausgesucht und schöpft hier musikalisch aus dem Vollen.

Der vordergründige Rahmen einer Gameshow erlaubt es Regisseur Ulrich Cyran die Vielseitigkeit der 17 Studierenden zu zeigen, die an diesem Abend im Mittelpunkt stehen. So manche Szene ist eine Gratwanderung am Rande zum Trash, doch im Großen und Ganzen gefällt die Personenregie sehr.

Unterstützt von den Erstsemestern legen die erfahreneren Semester raumgreifende Choreographien (Chris Ertelt) hin, die auch die vergrößerte Bühne in der Alten Waggonfabrik Mainz phasenweise etwas überfüllt erscheinen lässt. Doch schon hier lassen sich deutliche Leistungsunterschiede erkennen. Beispielsweise überzeugt Sarah Steinemer als Fisa Bella Schnittchen mit einem sehr akkuraten Spiel und einer beeindruckenden Körperbeherrschung. Mignon Mangel alias Ross Vita Mimikry gibt eine schön schräge Esoterik-Tante. Ihre Mimik und ihr Ausdruck sind sehr gut.

„Weg damit“ ist ein Rap, in dem das gesamte Ensemble zum Einsatz kommt. Insgesamt ist diese Szene etwas zu viel des Guten, aber der Einsatz der Cajon durch Erstsemester Kenny Cassel ist eine schöne Idee. Josefina die Colonia ist eine sehr energische Nonne, die von Mariele Jankowski mit „Mabel‘s Prayer“ aus „Fame“ nachdrücklich mit Leben erfüllt wird. Julia Braun hingegen hat ihre Stärken eher im Schauspiel. Als sexsüchtige Pilotin strotzt sie nur so vor Energie und ihre frechen Sprüche kommen bei den Zuschauern sehr gut an.

Marion Gutierrez überzeugt als Operndiva Mizzi Paralelle, auch wenn ihre klassische Stimmfärbung zum Thema Musical nicht so recht passt. Etwas verstörend ist Inés Zatonski mit Udo Lindenbergs „Säufermond“, aber ihre Performance hat dennoch etwas Fesselndes.

Etwas größere Rollen haben in der Musical-Collage Alina Stemmerich als Moderatorin Alegra Happy Soul sowie Léonard Schindler als ihr Kollege Dirty Lucy Lucifer. Beide werden unterstützt von ihren Assistenten Eva Maria Norma (Carla Peters) und Johnny Tonny Elvis (Dennis Johnson). Während Stemmerich und Johnson insbesondere gesanglich und schauspielerisch überzeugen (Stemmerich bspw. Mit „Arme Seelen in Not“ aus „Arielle“ und Johnson mit „Blue Skies“ aus „White Christmas“), beweisen Peters und Schindler in vielen kleineren Sequenzen ihre Wandlungsfähigkeit. Zudem hat Stemmerich auch drei der Songtexte selbst geschrieben, die im Laufe des Abends präsentiert werden.

Insgesamt wurde in dieser Musical-Collage ein großer Schwerpunkt auf den Tanz gelegt, der nicht allen Studierenden entgegenkommt. Doch durch die Schrulligkeit der Charaktere und die Unterschiedlichkeit der gewählten Songs haben alle die Möglichkeit mehrere Facetten zu zeigen und sich in Bereichen zu präsentieren, die ihnen mehr liegen.

Auch aus dem aktuellen Fünftsemester haben bereits einige Studierende Engagements, die sie direkt nach Abschluss ihrer Ausbildung an ein Stadttheater führen werden. Dies zeigt einmal mehr die hohe Qualität, mit der auf der Musical Arts Academy of the performing Arts Nachwuchsdarsteller ausgebildet werden.

Michaela Flint
erschienen in musicals – Das Musicalmagazin

Theater: Musical Arts Academy of the performing Arts, Mainz
Besuchte Vorstellung: 14. Dezember 2018
Darsteller: Sarah Steinemer, Mignon Mangel, Kenny Cassel, Julia Braun, Marion Gutierrez, Inés Zatonski, Alina Stemmerich, Carla Peters, Dennis Johnson, Léonard Schindler
Fotos: Andreas Liebisch