home 2017 Diese neue Interpretation des Monty Python Musicals verfehlt ihre Wirkung

Diese neue Interpretation des Monty Python Musicals verfehlt ihre Wirkung

Matthias Faltz, Intendant des Hessischen Landestheaters Marburg und Regisseur von „Spamalot“, hat sich für seine Inszenierung von Monty Phythons ganz bewusst gegen eine Kopie des Films oder anderer Produktionen entschieden. Er wollte laut Interview im Programmheft vielmehr „eine ganz eigene Ästhetik finden“ und nicht „einzelne Sänger der Songs feiern, sondern den dramaturgischen Bogen der Geschichte“ erhalten. Besonders wichtig war es ihm hierbei nach eigener Aussage „die Mittel der „großen Show“ und des Musicals in hoher Qualität zu realisieren.“

Leider muss man konstatieren, dass er seinen eigenen Ansprüchen nicht einmal ansatzweise gerecht wurde.

Das optische Gesamtbild der Marburger Inszenierung ist durchaus ansprechend. Kulissen (Harm Naiijer) und Kostüme (Annie Lenk) sind stimmig. Doch schon bei der Ouvertüre offenbart das Orchester unter der Leitung von Michael Lohmann große Schwächen. Insbesondere Streicher und Blechbläser liegen im Laufe des Abends mehrfach deutlich hörbar daneben. Damit jedoch nicht genug: Einzig Artur Molin (Sir Galahad) und Thomas Huth (Patsy) können gesanglich überzeugen. In einem Musical, dass von exzentrischen, besonderen Charakteren lebt, das große Musical-Songs persifliert und mit der Fee aus dem See nur eine einzige Darstellerin als Counterpart zu den Rittern platziert, ist dieses sehr unausgewogenes Verhältnis mehr als nur bedauerlich.

Ein König Artus (Karlheinz Schmitt), der zwar durch seine schlaksige Gestalt eine gewisse komische Herrschaftlichkeit beweist, aber in seinen Songs kaum einen Ton trifft, begleitet von einem Sir Lancelot (Philip Lütgenau), der seinem König in Sachen Gesang in nichts nachsteht und eine Fee vom See (Franziska Knetsch), die zwar über eine beachtliche stimmliche Bandbreite verfügt, diese aber nicht einzusetzen vermag und die zudem die Rolle als Diva nicht verstanden zu haben scheint (oder sie wurde vom Regisseur gänzlich anders interpretiert als von anderen Regisseuren vorangegangenen Produktionen), zeigen die Unzulänglichkeiten dieser Produktion nur allzu deutlich auf.

Die aktuellen Anspielungen auf den Brexit könnten die Show auffrischen und auch die durch Bundeskanzlerin Angela Merkel bekannt gewordene Handhaltung „stabiles Dreieck“ steht der „Feen-Mutti“ gut zu Gesicht. Doch die neuen Ideen werden nicht durchgezogen und die Charaktere sind nicht trennscharf erarbeitet.

So bleiben ein ungewohnt selbstbewusster Patsy und ein sehr souveräner Sir Galahad die einzigen Lichtblicke an diesem Abend. Mehr davon und weniger von Faltzs Versuch „Spamalot“ neu erfinden zu wollen, hätte die Marburger Fassung mehr als nötig gehabt.

Michaela Flint
erschienen in musicals – Das Musicalmagazin

Theater: Hessisches Landestheater, Marburg
Besuchte Vorstellung: 26. Oktober 2017
Darsteller: Karlheinz Schmitt, Philip Lütgenau, Franziska Knetsch, Artur Molin, Thomas Huth
Musik / Regie: Eric Idle / Matthias Faltz
Fotos: Theater Marburg / Nadine Weigel