home 2014 Die perfekte Umsetzung des Gelernten!

Die perfekte Umsetzung des Gelernten!

Die Hamburger Stage School präsentiert ihre Schüler nicht nur beim jährlichen Abschlussprojekt (in diesem Jahr „Hairspray Jr.“), sondern stellt auch für das Semesterprojekt des Abschlussjahrgangs des Folgejahres eine Bühne zur Verfügung.

In diesem Jahr haben sich die Schüler im Altonaer Theater des 1960er Jahre Klassikers „Sweet Charity“ angenommen. Mit Ausnahme der Regie, die von den Dozenten übernommen wurde, haben die mehr als 30 Schülerinnen und Schüler Choreographien, Kostüme, Gesang und Schauspiel in Eigenarbeit geschaffen und einstudiert.

Jessica Lapp setzt mit ihrer Interpretation der naiven Charity ein Zeichen und empfiehlt sich schon jetzt für ein Engagement nach dem Ende ihrer Ausbildung im Sommer 2015. Sie ist und spielt schön blond, hat aber dennoch Stil, kann sich gleichermaßen bewegen und trifft alle Töne. Ihrem Charme und ihrer Bühnenpräsenz kann man sich nicht entziehen.

Wenn sie herrlich x-beinig und doch lasziv auf der Couch sitzt, hat sich die Sympathien ganz klar auf ihrer Seite. Auch ihr komödiantisches Talent stellt sie mehr als einmal nachdrücklich unter Beweis.

In Sachen Comedy steht ihr Florian Minnerop als Oscar in nichts nach. Vom schüchternen Zwangsneurotiker zum vermeintlich gehörnten Verlobten spielt er jede Szene überzeugend und tritt selbstbewusst aus dem Schatten der Titelheldin hervor.

Die durch Bob Fosse weltberühmten Choreographien von „Big Spender“ bringen 15 Schülerinnen nahezu perfekt auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Auch wenn nicht alle Einsätze stimmen oder am exakten Timing noch gearbeitet werden könnte, setzen die Nachwuchsdarstellerinnen ihren Sexappeal gekonnt ein und der spontane Jubel im Publikum zeigt, wie sehr sie mit dieser Szene überzeugen konnten.

„Es muss etwas geben“ erinnert sehr an die „West Side Story“, was aber nicht als negativ verstanden werden soll, denn die Szene ist rundum gelungen und wurde sehr gefällig umgesetzt. Auch die Choreographien zu „Ich wein auf jeder Hochzeit“ sind sehr schön ausgedacht und auf die Bühne gebracht.

Ideen wie die Darstellung des Fahrstuhls, in dem sich Charity und Oscar zum ersten Mal begegnen, als Lichtquadrat auf dem Vorhang oder der Ortswechsel von den Kirmes-Besuchern hin zur Riesenrad-Gondel, in der Charity und Oscar sitzen, machen Spaß und zeigen, dass man mit verhältnismäßig wenig Einsatz beeindruckende Effekte erzielen kann.

Viele Zuschauer sind ohne jegliche Erwartungen in dieses Stück gegangen und wurden sehr positiv überrascht. Der Musical-Klassiker ist stimmig inszeniert und sorgt für die gute Laune, die man von einer 60er Jahre Show mit den schwungvollen Melodien von Cy Coleman erwarten darf.

Michaela Flint
erschienen in musicals – Das Musicalmagazin

Theater: Altonaer Theater, Hamburg
Besuchte Vorstellung: 19. August 2014
Darsteller: Abschlussjahrgang 2015 der Stage School HamburgAbschlussjahrgang 2015 der Stage School Hamburg
Musik: Cy Coleman
Fotos: Dennis Mundkowski