home 2015 Der Musicalnachwuchs zeigt sein Können

Der Musicalnachwuchs zeigt sein Können

Wie auch andere Musicalausbildungsstätten präsentieren die Schüler der Mainzer ‚Musical Arts Academy of the performing Arts’ regelmäßig ihre Fortschritte einem interessierten Publikum. Im November 2015 zeigten die Drittsemester mit Verstärkung eines Schülers aus dem 5. Semester sowie den noch ganz frischen Erstsemestern im Chor eine Collage aus Musical- und Pophits rund um das Thema ‚Männer und Frauen’.

Die kleine Bühne in der Academy platzt aus allen Nähten, wenn insgesamt 15 Schülerinnen und Schüler bei den großen Ensemblenummern ihre Tanz- und Gesangskünste zum Besten geben. Für die sehr vielseitigen, mal sehr schönen, mal zweckdienlichen Choreographien (Chris Ertelt und Isabella Arndt) ist die Bühne definitiv zu klein. Die Zuschauer können lediglich erahnen, was die Schüler nach eineinhalb Jahren Ausbildung schon gelernt haben. Nichtsdestoweniger sind die Nachwuchsdarsteller hübsch anzusehen, da die Kleider maßgeschneidert und die Hemden farblich genau auf diese abgestimmt wurden (Andrea Schnabel).

Insgesamt 29 mehr oder weniger bekannte Songs wurden von Björn Breckheimer (Direktor) und Ellen Kärcher (Dozentin) in loser Folge zusammengestellt. Einige haben einen choreographischen Schwerpunkt, andere zielen auf den chorischen Gesamteindruck ab. Dazwischen wurden kleinere Schauspielszenen gestreut, in denen sich die Schüler größtenteils von einer sehr extremen Seite zeigen konnten.

Gerade die vier Schüler stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass sie auf einem sehr guten Weg sind. Julian Schier überzeugt mit „Constance“ aus „Die Drei Musketiere“ genauso wie David Krohn mit „Lebendig zu sein“ aus „Company“. Marc Baumann, bereits im 5. Semester und damit kurz vor seinem Abschluss, hängt seine Mitschüler jedoch deutlich („Grease Lightning“, „Sweet Transvestite“). Doch auch unter den sechs Schülerinnen des 3. Semesters gibt es große Talente: Valerie Wilhelm gibt eine souveräne „Avenue Q“-Performance und macht als ewige Brautjungfer aus „I love you, you’re perfect, now change“ richtig Spaß. Sol Spies empfiehlt sich mit „No one but you“ direkt für die nächste „We Will Rock you“-Tour und auch Amina-Marjam Liedtke setzt mit „Out Tonight“ aus „Rent“ einen deutlichen Akzent.

Gespräche unter den Zuschauern nach der Show bestätigten den Eindruck, dass die Schüler insbesondere in den Ensemblenummern gesanglich sehr überzeugen, wohingegen in Soli durchaus Schwächen zu erkennen sind. Schauspielerisch sind auch bei weitem nicht alle Drittsemester auf einem Niveau. Insbesondere Nathalie Hack spielt exzellent und steigert sich fast beklemmend stark in ihre Rollen hinein. Bei vielen anderen hingegen wirken die Schauspielsequenzen noch arg aufgesetzt und teilweise improvisiert.

Doch „Once upon a time in Desireland“ war der erste öffentliche Auftritt dieser Nachwuchsdarsteller. Sie haben noch eineinhalb Jahre Zeit ihre Stärken auszubauen und an ihren Schwächen zu feilen. Der Grundstein ist auf jeden Fall gelegt und die Absolventen der Mainzer Musical Academy müssen sich auf keinen Fall hinter Studenten namhafter Musicalschulen verstecken.

Michaela Flint
erschienen in musicals – Das Musicalmagazin

Theater: Musical Arts Academy of the performing Arts, Mainz
Premiere: 29. November 2015
Darsteller: 3. Semester der Academy
Fotos: Hansjörg Rindsberg